Flandern
und Brabant.
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Dinant gegenüber. Wenn die wVei-kündigungc der Pinakothek zu
München ihm mit Recht zugeschrieben wird, so zeigt dieser schon
in seiner frühesten Zeit den gotischen Architekturhintergrund auf-
fällig barockisiert. Noch bizarrer aber wird seine Renaissance-
architektur in der bezeichneten wAnbetung der Künigee ebenda,
welches Bild indes die Patinirsche Landschaft zu noch grässerer
Klarheit steigert, während die Figuren in den langen schlanken
und wunderlich kostümierten Figuren von einer Bles allein eigenen
Geziertheit sind. Ähnlich ist die xaAnbetung der Künigeq in
Madrid, die vKreuzigunge in der Nationalgalerie zu London und
die wMadonnaa in den Uffizien. In den Bildern überwiegend
landschaftlichen Charakters, wie sich deren in Madrid, London
und Wien fxnden, mit Patinir zu verwechseln, blieb er auch durch
einen späteren italienischen Aufenthalt nicht unbeeiniiusst, obwohl
seine einheirnische Art schon zu sehr festgewurzelt war, 11111 noch
zu einer radikalen Umbildung zu gelangen. Der produktive und
auch in Italien. unter dem Namen Civetta (von dem als sein Mono-
grarnm verwendeten Käuzchen) vielfach vertretene Meister versucht
sich gelegentlich auch im Bildnis (Galerie zu Berlin und Louvre).
Stärker tritt der italienische Einüuss entgegen bei zwei der-
selben Zeit angehürigen Malern, welche verhältnismässig früher
nach Italien zogen. Barend van Orley, geboren nm 148g zu
Brüssel, seit 1518 als Hofmaler im Dienste der Regentin Mar-
garetha von Üsterreich, war 1527 wie Jan Massys wegen Ketzerei
verbannt und dadurch zu fünfjährigem Aufenthalt in Italien ver_
anlasst worden. In seiner Frühzeit altniederländisch in der Art
des Gerard David, wie dies der Thomas- und Mathiasaltar, dessen
Mittelbild in Wien und dessen Flügel in Brüssel sich befinden,
zeigt, hatte er schon vor 15 27 indirekte Einwirkungen italienischer
Richtung in sich anfgenommen, von weIchen bereits das Hiob-
triptychon von 1521 und die wBeWeinung Christia, die wGe-
burt Mariae und das Opfer Joachimse (K1. B. 706) und die vVer-
mählung der h. Annae (K1. B. 7 17) in der Brüsseler Galerie Zeugnis
geben. Nach seiner Rückkehr ans dem Exil aber erscheint er
geradezu als Rümling, wie unter anderen Werken an dem
Hüngsten Gerichm im Elisabethspital zu Antwerpen oder an
dem Dreifaltigkeitsaltar in der Marienkirche zu Lübeck. Gelegent-
lich übrigens auch, vielleicht auf Grund längeren Aufenthaltes
in Mailand, als Nachahrner Lionardos, was von der wRuhe auf der
Flucht nach Egyptenc: in Liverpool gesichert, von der wSchünborn-
schen Madonnma in München wenigstens wahrscheinlich ist. Brüssel
besitzt auch einige Bildnisse des Künstlers.