Die
Malerei
der
N iederlande.
Flandern
und
Brabant.
Mit dem Anfang des 16. jahrhunderts verlor Brügge die
glänzende Stellung, welche diese Stadt seit den T agen des Jan van
Eyck bis auf Memling in der Kunst innegehabt, und Antwerpen
trat an dessen Stelle. Durch eine fast beispiellos glückliche
Lage für den Welthandel bevorzugt, hatte die Scheldestadt durch
ihr stetiges Wachsen zwar längst erkennen lassen , dass ihr
die Zukunft gehüre, allein der Übergang der Vorortschaft unter
den Handrischen Städten von Brügge auf Antwerpen vollzog sich
doch erst infolge des burgundischen Edikts vom 30. Iuni 1488,
Welches die fremden Kaufieute Brügges und ihre Privilegien nach
der Scheldestadt überleitete. Damit konnte freilich nicht auch
die Kunst von einer Stadt nach der andern versetzt werden, und
in der That zägerte Antwelpen noch einige Zeit auch in dieser
Beziehung die Erbschaft Brügges anzutreten. Zwar bestand schon
seit 14 5 3 auch in der Scheldestadt eine Lucasgilde, welche damals
3 5 Mitglieder zählte. Diesen aber standen in der Brügger Gilde
nicht weniger als 300 gegenüber, unter welchen Namen von bestem
Klang, währehd die Liggeren Antwerpens bis 1491 keinen Namen
enthalten, der rühmlich auf die Nachwelt gekommen wäre.
1m Jahre 1491 aber, mithin vier Jahre vor dem Tode
Memlings, fmden wir in den Liggeren Quentin Massys als
Meister eingetragen. Es war von Belang, dass Massys seine Thä-
tigkeit nicht als Maler, sondern als Kunstschmied begonnen hatte.
Denn erst als er durch Krankheit geschwächt, sich nicht mehr
imstande fühlte, den Hammer zu schwingen, war er zur Malerei
übergegangen und zwar ohne dem kunstgewerblichen Zeichenunter-
richt, den er genossen, nun auch die regelmässige Ausbildung in
einer Malerwerkstatt folgen zu lassen, Er scheint sich vielmehr
nach einigen am Krankenlager gemachten Versuchen, Heiligen-
14:?