Ifrunkreich.
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seiner Hand giebt es, obwohl der Künstler bis an seinen Tod
1540 franzüsischer Hofinaler blieb und seine Porträtkunst wohl
in grossem Umfange betrieb, auffallender Weise nicht. Doch ist
kaum zu bezweifeln, dass von der Portriitreihe, welche seinem
Sohne Frangois zugeschrieben werden, die altertümlicheren Stücke
dem Vater angehüren. Demnach würde man in dem Pergament-
bildnis Franz I. in den Uffizien, in dessen auf Holz gemaltem
Brustbild zu Versailles oder in einigen fürstlichen Damenbild-
nissen zu Hamptoncourt, Liverpool u. s. W. Werke des Jehan
Clouet anzunehmen haben. Ihre Auffassung ist von schlichter
Naturwahrheit, ihre Tonalität silbergrau, ihre Ausführung von
hüchster Zartheit. Man hat ihn mit Holbein dem Jüngeren in
Parallele gesetzt, richtiger wäre, ihn ais einen der letzten Sprüss-
linge der niederländischen Bildnismalerei bis Massys zu bezeichnen.
Dasselbe gilt von seinem Sohne Frangois C10 uet,geboren
nach 1500, zwischen 1541 und seinem Tode 1571 als Nach-
folger seines Vaters Hofmaler in den Diensten Heinrich IL und
Karl IX. Seine Historienmalerei liisst sich nicht mehr durch
erhaltene Werke belegen, seine Bildnisse dagegen sind in aile
Sammlungen gelangt. Die Küpfe sind ohne geistige V ertiefung
und eher ohne Ausdruck als von enigmatischem Inhalt. Auf das
graue Incarnat sind vielleicht Lionardos Bildnisse nicht ohne
Einfiuss gewesen, während Gewand und Schmuck von der sauberen
Zierlichkeit seiner niederliindischen Vorgänger sind. Unter seinen
Werken stehen obenan die Bildnisse Heinrich IL in Palazzo Pitti,
im Louvre und in Windsor, das Bildnis der Künigin Katharina
von Medici in Howard Castle, das Porträt von deren Tochter
Claudia, Gemahlin Karls II. von Lothringen in München, das
Bildnis Franz 11. als Dauphin in der Galerie zu Antwerpen und
das lebensgrosse Bildnis des jungen Künigs Karl IX. in ganzer
Figur in der kaiserlichen Galerie zu Wien. Frangois Clouet scheint
eine nicht geringe Schule gebildet zu haben, von Welcher wir
nur den Niederländer Adriaen Crabeth (1550-1581) her-
vorheben, wie sich auch eine Anzahl von Stiftzeichnern und
Illuminatoren an sie anschliessen, wie Etienne liflartel-Ange,
Benjamin Foulon, Geoffroy Dumonstier und Fran-
gois Quesncl.
Während sich aber so in der Porträtkunst eine bis aut
einen gewissen Grad einheimische Weise bis gegen das Ende des
16. Jahrhunderts erhielt, batte in den anderen Gebieten der
Malerei der Italismus längst seinen siegreichen Einzug in Frank-
reich gehalten. Schon Ludwig des XIL Aufmerksamkeit war seit