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Die
pyrenäischen
Malerei der
Frankreichs.
und
Halbinsel
Länger als in Spanien hielt in Portugal die niederländische
Kunst als tonangebend vor. Dabei müssen wir von dem undeüniep
baren Kollektivnzunen G ran Vasco, welchen die Portugiesen
allen besseren zwischen 1450 und 1550 gemalten portugiesischen
Bildern beilegen, absehen. Die Mehrzahl derselben, wie z. B. die
wMadonna mit zwei Engelm im National-Museum zu Lissabon
(K1. B. 51), Wird wohl namenlos bleiben, während andere neuestens
unter bestimmten Künstlernamen nnchgewiesen wurden. Zunächgt
die Arbeiten des Velasco da Coimbra, von welchem die
Sakristei der Kreuzkapelle zu Coilnbra, die Sakristei der Kathe-
drale von Vizen und das Nationahnuseum zu Lissabon (K1. B. 57,
117, 549) ansehnliche Werke besitzen. Ihr bestimmt niedep
ländisches Gepräge kann "uns nicht befremden, da wir ünden,
dass nicht bloss der seit jan van Eycks Tagen bestehende niedep
ländische Import fortdauert, sondern dass selbst Maler aus den
Niederlanden in Portugal noch eine Rolle spielen. S0 F rey
Carlos, nachweisbar von 1517 bis 1540 in Evora thätig, von
welchem das Nationalmuseum zu Lissabon eine wVc-zrkündigungg
(K1. B. 381) besitzt, die den Charakter der Nachfolge nach Mem_
ling nicht verleugnen kann. Erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts scheint sich auch in Portugal der Italismus Bahn
gebrochen zu haben, jedoch schüchtern und ohne von einer
bedeutenderen künstlerischen Kraft getragen worden zu sein_
Frankreich.
Ähnlich, wenn auch durchaus dürftiger als in Spanien, waren
die Verhältnisse in Frankreich. Wir haben dort im 15. Jahp
hundert nur einen Maler von Bedeutung gefunden, niimlich jean
Fouquet von Tours, welcher uns jedoch durch seinen unver-
kennbaren Zusammenhang mit der niederländischen Kunstenp
wicklung erlaubte, ihn an den Schluss unserer Betrachtung der
Kunst der Niederlande im 15. Iahrhundert zu setzen. Auch im
16. Säculum erlangte Frankreich nicht mehr Selbständigkeit,
Import und Einwanderung dauerten fort, wobei auch, wie in
Spanien, das italienische Übergewicht sich mehr und mehl-
geltend machte.
Es kann indes jetzt als ausgemacht gelten, dass das Haupt
der Familie Clouet, Jehan Clouet, auch kurzweg Iehannet
oder Janet genannt, aus den westlichen Niederlanden im
Jahre 1518 an den Hof Franz I. kam. Sicher beglaubigte Bildel-