und
Spanien
Portugal.
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erst spät seine ursprüngliche archaische Strenge abzuschütteln
vermochte, aber stets über eine ausdrucksvolle Kraft verfügte.
Die zwischen 1571_1575 entstandene wGeburt Christia und
vGeisselunga daselbst gehüren sogar zu den besten Leistungen
Spaniens vor dem Auftreten des Ribera und Velasquez. feden-
falls steht ihm der bis zur Wildheit kecke Grieche Domenico
Theotocopuli, genannt ,e1 Griegd (um 1548-1625) nach.
Angeblich bei Tizian gebildet, in seinen schlecht proportionierten
langen Gestalten aber eher an Pordenone gemahnend, entfaltet
übrigens auch dieser in der vDreieinigkeita mit dem Leichnam
Christi im Schoss des Vaters (K1. E413) in der Galerie zu
Madrid, oder in seinem vChristus auf Golgatha vor der Ent-
kleidunga in der Sakristei der Kathedrale von Sevilla eine ein-
drucksvolle, wenn auch etwas bizarre Bedeutsamkeit, wie sie
einige andere Toledaner, ein Luis de Carbajai, ein Luis de
Velasco und ein Blas de Prado, sämtlich Nachfolger Navar-
retes, nicht zu erreichen vermochten.
Einen erfreulicheren Eindruck macht der Valencianer Fran-
cisco de Ribalta (nm 1555-1628), welchem es gelang, sich
aus dem von Italien mitgebrachten Manierismus zu einer be-
merkenswerten Selbständigkeit und zu einem hervorragenden Vor-
läufer der spanischen Meister des 17, Jahrhunderts emporzuarbeiten,
Der Fortschritt von seinem frühen aAbendmahla im Colegio del
Patriarca zu Valencia zu der vVision des sterbenden Vicente
Ferrera daselbst und zu dem vKrankenlager des hl. Franciscusx
in der Madrider Galerie ist für dessen Entwicklungsgang bezeich-
nend. Einen ähnlichen Rang nimmt sein sevillanischer Zeit-
genossejuan de las Roelas (1558_1625) ein. Auch er soll,
nachdem er in den geistlichen Stand getreten, seine Ausbildung
in der venetianischen Schule gesucht haben", doch lassen davon
seine Werke wenig erkennen. Anfangs hart und bunt, entfaltet
sich sein Vortrag in ganz eigenartiger, selbständig spanischer
Anempfindung zu einer Weichheit und Stimmung, welche ihn
zum unmittelbaren Vorgänger Murillos macht. Die Verzücktheit
seiner Darstellungen mag auf Rechnung seines geistlichen Standes
gesetzt werden, immerhin aber ist die Zusammenfassung des
Ganzen in eine Aktion, die einheitliche Wirkung und die über-
raschend effektvolle Lichtwirkung anzuerkennen. So in den Haupt-
bildern des lvleisters, der wjakobuserscheinung während der Schlacht
bei Clavijoc: in der Kathedrale und dem sTod des hl. Isidorc in S. Isi-
doro zu Sevilla, wobei freilich zu bemerken ist, dass seine wie Ribaltas
reifste Werke bereits in die Periode des 17. Jahrhunderts gehüren.