und Portugal.
Spanien
203
16. Jahrhunderts ihre fast ausschliessliche Nahrung empüng, oder
wenigstens italienischen Einiiüssen zu. Doch würde man ihnen
Ifnrecht thun, Wenn man sie einfach als unselbständige Schüler
oder Manieristen bezeichnen wollte. Denn sie bewahrten durchaus
eine gewisse Kernigkeit und Energie in der Form eines ziemlich
rücksichtslosen Realismus und dazu eine Tiefe der Empfindung,
welche selbst mit ihren Hiirten, der unvollkommenen Formen-
sprache und mit ihrem manchmal abstossenden Ungeschick in
Aneignung des italienischen Idealisinus wieder versühnt. Doch
werden sie von den Spaniern selbst überschätzt, wenn z. B. A1.
Berruguete der spanische Äilichelangelo, Luis Morales der Güttliche,
Vicente Juanes der spanische Raphael und Iuan F. Navarrete der
spanische Tizian genannt werden.
Der Altkastilier Alonso Berruguete, der Sohn des
obengenannten Pedro (1480-1561), bildete sich in Florenz nach
Michelangelo und Andrea. del Sarto, ohne jedoech den ersteren
an Grossheit und Sicherheit der Form, den letzteren an Weichheit
des Kolorits auch nur entfernt zu erreichen. Als Architekt, Bild-
hauer und Maler in allen Sätteln gerecht, envies er sich nach
seiner Rückkehr und Niederlassung zu Valladolid doch nur als
Bildhauer von eigentlichem Verdienst, während seine Malerei
unter der Abhängigkeit von der Plastik litt. Von den wenigen
Gemälden, welche sich von ihm erhalten haben, ist der Retablo
im Colegio de Santiago zu Salamanca hervorzuheben. Auch
Vicente Iuan Macip, genannt Vicente juanes oder
juan de juanes in Valencia (1507-1579), hatte seine Studien
in Italien, wahrscheinlich unter Giulio Romano oder einem anderen
Nachfolger Raphaels gemacht, wusste sich jedoch zu anerkennens-
werter Selbständigkeit zu bringen, indem es ihm gelang, seinem
energischen Realismus, wie er ihn den Profangestalten angedeihen
liess, die ergebungsvollste Wilde seiner Christus- und Heiligen-
bildungen gegenüberzustellen. Hervorragende Beispiele davon
finden sich in den Museen zu Valencia. und Madrid, wie in den
Galerien zu St. Petersburg und Dresden. Denselben Weg wie
juanes schlug der Sevillaner Luis de Vargas (15oz_1568)
ein, indem er nach längerem Aufenthalte in Italien ebenfalls in
rümisch-raphaelischer Weise zu malen suchte. Dies gelang ihm
freilich, obwohl er seinem Vorbild näher kam, als Juanes, doch
nur bis zu einem gewissen Grade, da er doch zu viel nach der
Weise auch anderer cinquecentistischen Meister aussah und dadurch
zu einem kombinierten Manierismus der Art eines Baldassare Peruzzi
gelangte. Dies beweisen gerade seine berühmtesten Werke, die