Die
Malerei
der
pyrenäischen
H albinsel
und
Frankreichs.
Spanien
und
Portugal.
Zu Anfang des 15. Jahrhrlnderts hatten die Künigreiche der
spanischen Halbinsel in ihrer Malerei einen Eigencharakter noch
nicht gehabt. Die älteren Retablos der gotischen Kathedralen
gemahnen einigermassen an die Kunst Südfrankreichs und Bur-
gunds, welchen Gebieten auch die übrigen Künste Spaniens viel
zu verdanken haben, und selbst an die oberdeutsche Malerei der-
selben Zeit. Das letztere lässt jedoch an keine Abhängigkeit der
spanischen von der deutschen Kunst oder umgekehrt denken. Es
ist viehnehr als das Ergebnis gleicher Bedingungen zu erachten,
nämlich des Zusammenhanges der Malerei mit der auch in Spanien
polychrom behandelten Holzschnitzerei.
Konnte man sich aber mit diesem ziemlich knnstlosen Be_
triebe zur Deckung des gewühnlichen Bedürfnisses begnügen, so
befriedigte man hühere Ansprüche durch Import. Zu diesem boten
sich zwei weit auseinander liegende, aber doch durch die Bezieh-
ungen Spaniens wesentlich erleichtere Gelegenheiten. Zunächst
war ein grosser Teil Italiens in dynastischer Beziehung mit den
christlichen Künigreichen Spaniens im Zusamrnenhang und Italien
selbst das Hauptziel des aus den Osthäfen Spaniens, Barcelona
und Valencia auslaufenden Seeverkehrs. Anderseits bestand
vom Norden Spaniens und von Portugal aus eine nicht minder
regere Verbindurxg mit den Niederlanden, welche zu Anfang und
zu Ende des Jahrhunderts auch eine dynastische geworden war.
Von beiden Seiten strümte die entschieden überlegene Kunst der
Giotteskerl wie der Quattrocentisten Italiens und der Van Eyckschen
Nachfolger aus den Niederlanden nach dem Pyrenäengebiet, zum
Teil sogar durch eingewanderte Künstler im Lande selbst ausgeübt