Einleitung.
Idamit nicht Schritt halten, wie die Glasgenuälde von Poitiers,
Limoges u. s. W. bis zu der künstlerisch von Burgund abhängigen
franzüsischen Schweiz (Lausanne) beweisen.
Zu nicht geringerer Bedeutung erhebt sich seit dem 13. Jahr-
1hundert die franzüsische Miniaturmalerei, welche in den Tagen
Ludwig IX. (1226_I27o), des frühesten fürstlichen Bibliothek-
gründers, allen Bücherschmuck der andern christiichen Vülker
hinter sich lässt, Wenn nun an die Stelle der dunkeln bräun-
lichen Farbengebung, wie sie sich aus den byzantinischen Vor-
bildern bis zum 13. Jahrhundert fortgepüanzt, oder an_ die Stelle
f-der dürftigen Kolorierung, die sich mit der Federzeichnung in
Verbindung gesetzt hatte, jene Pracht des Deckfarbenkolorits trat,
welche selbst für die mangelnde Modellierung schadlos hält, so
ist dieselbe ohne Zweifel durch den Einfiuss der Glasmalerei
wvenigstens wesentlich gefürdert, vielleicht sogar hervorgerufen
wvorden, wie auch die nunmehrige architektonische Gliederung
und Umrahmung der Miniaturen sich ais abhängig von jener der
fGlasgemälde darstellt. Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts
mildert sich aber das Kolorit des Bücherschmucks und es
"mehren sich die Versuche von Licht- und Schattengebung, bis
"urn die Mitte desselben Jahrhunderts unter merklicher Hinneigung
vzu profaner und genrehafter Darstellung der Hähepunkt der fran-
zäsischen Miniaturkunst eintritt, welcher rnodelliercnde Gouache-
malerei an die Stelle der Hachen in Deckfarben kolorierten Umriss
zeichnung setzt. Der Fortschritt war namentlich dadurch bedingt,
dass der bibliophile Luxus des Künigs Johann von Frankreich
(1350-1364) sich auch auf dessen vier Sühne vererbte, nämlich
.auf Künig Karl V. (1364-1380) und die Herzoge Johann von
Berri, Ludwig von Anjou und Philipp von Burgund, Dabei
lassen sich die Arbeiten der bereits genannten an diesen Hüfen
arbeitenden Niederländer von jenen der franzäsischen Enlumineurs
schwerlich unterscheiden. Die für Karl V. und seine Brüder aus-
gefiihrten Prachtbücher gehüren zu den kostbarsten derartigen
Werken aller Zeiten, in dern Bilderschmuck auch inhaltlich
interessant durch die neuen Aufgaben, welche neben die originell
illustrierten Bibeln, Psalter, Breviarien und drgl. insbesondere
Klassikerabschriften und Übersetzungen (Aristoteles, Livius, Valerius
Maximus u. s. Gedichte, Ritterromane, Reisebeschreibungen
und Naturgeschichten stellten.
Weit dürftiger bleibt die Tafelmalerei, von welcher Frank-
reich selbst noch über das 14. Jahrhundert hinaus wenig auf-
zuweisen hat. Das Holzbild mit dem Brustbild des Künigs