Die
Venedig.
VOII
Terraferma
193
die wBeweinung Christia bei dem Fürsten Liechtenstein in Wien
henforheben. -Auch einige Bildnisse des massvollen und einer
ruhigen Grossartjgkeit huldigenden Meisters bewahren die Galerien
zu Berlin, London und Paris. Erfolgreicher und auch eigenartiger
erscheint Girolamo Romanino, geboren um 1485 zu Brescia
und gestorben darselbst 1566. Aus einheimischer Schule vorüber-
gehend nach Venedig und unter Giorgioraes Einfluss gelangt, ent-
faltet er in den wPassionsfr-eskem im Dom zu Cremona, wie in
den YVandmalereien von S. Giovanni Evzulgelista in Brescia eine
oft weitgehende Kühnheit und Flüchtigkeit. In seinen Tafelbildern
dagegen zeigt er bei anerkennenswerter Sorgfalt in seinen früheren
Arbeiten, wie in der xMadonna mit vier Heiligenx von 1513 in
der Galerie zu Padua (K1. B. 155) den Goldton der Meister der
Lagunenstadt, der aber bald in den ihm eigenartigen Silberton
übergeht, Wie ihn die xGeburta und die wBexveinung Christia in
Giuseppe zu Brescia, die xVerlnziihlung der hl. Katharinaa in
der Sarnmlung Erizzo Maffei und die xHimlnelfahrt lkiariäx in
S, Alessandro zu Bergamo darbieten.
Romanino wurde jedoch verdunkelt durch Alessandro
Bonvicino, genannt Moretto daBrescia, geboren14g8
zu Brescia und gestorben daselbst 1555. Der Silberton seines
späteren Lehrers Romanino gewann durch ihn seine vollharmonische
Ausbildung, Welche sich überdies mit einer Eleganz und Schän-
heit der Form und mit einer Charakteüsierung und Ausdrucks-
innerlichkeit verband, wie sie wenige Meister des italienischen
Nordens aufzuweisen haben. Die meisten seiner Werke, etwa ein
halbes Hundert, sind in den Kirchen wie im Museum Brescias
versammelt, doch "auch in auswärtigen Sammlungen finden sich
trefrliche Stücke des neuestens besonders hochgeschätzten Meisters.
S0 die xMadonna mit drei Heiligem: in der Brera, xPetrus und
Johannesx in der Akademie zu Venedig, vChristus an der Säulea
in Neapel, die xAllegorie des Glaubensa in St. Petersburg, die
vMadonna in der Gloziea in der Nationalgalälfie zu London,
wjustina mit dem Einhorna in Wien, xMaria und Elisabetha in
Berlin (K1. B. 131) wMadonna mit den Kirchenväterna im Staedel-
schen Institut in Frankfurt und die von 1554 stammende vBe-
weinung Christia in der Sammlung Frizzoni zu Bergamo. Nicht minder
bedeutend sind seine Bildnisse, an denen sich das graue Kolorit mit
feinster Modellierung und schärfster Charakterisierun g verbindet, Wie in
den Bildnissen der Galerie und der Casa F enaroli wie Martinengo zu
Brescia, in Palazzo Brignole zu Genua, in Palazzo Pitti zu Florenz,
in der Londoner Nationalgalerie, Pinakothek zu München u. s. W.
Reber, Geschichte. 13