Die
Cinquecentisten
Venedigs.
189
der viiebastiancyklusr: der Wände, 1559 die Orgelmalereien, 1565
die vMarcellusf, Marcellinrls- und Sebastianmartyriena um den Hoch-
altar, und zuletzt, 1570, das wGastmahl des Hauses Simonc im Re-
fektoriLnn des angrenzenden Klosters, jetzt in der Brera zu Mailand.
Wenn sich unter Paolos Hand selbst der Gang zur Richtstätte
zu einem Festzug ausgestaltete, so mussten ihm namentlich die
biblischen Gastmähler willkonnnene Vorwürfe bilden, um in reichen
Palasthallen der Renaissance im Festjubel fürrnlich zu schwelgen.
Schon 1561 hatte er dus Kolossalbild der wHochzeit von Kanaa für
S. Giorgio Maggiore gemalt, welches jetzt nebst dem vGastmahl im
Hause Simonf: aus der Servitenkirche zn Venedig die Galerie
des Louvre bewahrt. Eine andere wHochzeit von Kanax besitzt
Dresden, ein anderes vGastmahl des Simomc die Turiner Galerie,
von 1572 (K1. B. 401) die Akademie zu Venedig, ein wGast-
mahl Gregor des Grosseur das Refektorium des Klosters Berico
bei Vicenza. Zur Entfaltung von Festgepränge gab dann auch
die vAnbetung der Künigea reichen Anlass, welche er deshalb
auch mehrfach, so in den Galerien zu Dresden, Wien und Mailand
wie in der Äflarkusbibliothek zu Venedig wiederholte. Ein ähn-
liches Prunkstück ist dann auch wdie Familie des Darius vor Ale-
xanderx in der Nationalgalerie zu London. Häuüg erscheint auch
der wHofstaat der Madonna mit Heiligene, wie in S. Francesco della
Vigna, in S. Caterina und der Akadernie zu Venedig, in der
Brera, in Palazzo Pitti, im Louvre, und in der kais. Galerie zu
Wien. Sonst seien noch erwähnt die wTaufe Christia in Palazzo
Pitti (K1. B. 574), vEsther und Ahasvera in den Ufüzien (K1. B. 556),
der wRaub der Europaa im Dogenpalast (K1. B. 95) und wVenus
und Adonisa in Darmstadt (K1. B. 2 37).
Die Leichtigkeit der Produktion musste aber auch ihn, wie
T intoretto zu flüchtiger Leichtfertigkeit verführen. So insbesondere
bei eigentlichen Dekoratixfarbeiten wie sie z.' B. der Wandschmuck
der Villa Tiene bei Vicenza. und der Villa Maser bei Treviso dar-
bietet. Selbst an so hervorragender Stelle, wie der Dogenpalast, ver-
mochte er diesem Abwege nicht ganz zu entgehen, Wenn auch die
Wandbüder der Sala de1 Maggior Consiglio den wTriumph des
Dogen Andrea Contarini nach dem Siege bei Chioggizw und die
wVerteidigung Scutaris durch Antonio Loredanoa darstellend,
namentlich aber das grosse Deckenbild der Apotheose Venezias
zu seinen besten Leistungen zählen. Auch im Bildnisse arbeitete
Paolb mit Erfolg bis an seinen Tod, 19. April 41588. Seine Kunst
wurde von seinem Bruder Benedetto und von seinen Sühnen
Carletto und Gabrie1e Caliari, wie nicht minder von