Einleihlng.
Zeit nicht erfüllt, denn wenn auch die erhaltenen Wandgemälde
dieser verhältnismässig kurzen Periocle zu Liget, Poitiers, Saint
Savin, Rocamadour, Petit Queville, Montoire, Vie und Laval
schliessen lassen, dass dieser Kunstzweig der auffallend zurück-
gegangenen Miniaturmalerei überlegen war, so kann doch von
einer besonderen Erheblichkeit nicht gesprochen werden. Auch
die seit dem Ende des 1o. Jahrhunderts in S. Remi zu Reims ur-
kundlich nachweisbare Glasmalerei zeigt in den zu Le Mans er-
haltenen Resten aus dem Ende des r1.]ahrhunderts oder in jenen
zu Angers aus der ersten Hälfte des 12. noch geringe Verdienste.
Seit jedoch um die Mitte des 12. Jahrhunderts Abt Suger den
Chor der Abteikirche von S. Denis mit den noch romanisch stili-
sierten Glasgemälden schmückte, war die Glasmalerei das Schoss-
kind der neuen gotischen Bauweise, und mit dieser ebenso un-
trennbar verbunden und gepüegt, wie seit der altchristlichen Zeit
die Wandmalerei, welche ihr jetzt den Vorrang lassen musste,
Denn wenn auch in den Transepten der Kathedralen, in
Kapellen und Profanbauten, ganz abgesehen von den noch zu
schmückenden oder dekorativ zu erneuenden älteren Bauten noch
WandHächen genug vorhanden gewesen wären, so verloren die
Wandmalereien neben den farbenprächtigen Fenstern doch zu
sehr an Wirkung, als dass man ihnen die Aufmerksamkeit und
Hingebung, welche die gotischen Bauten Italiens ungleich besser
lohnten, hätte widmen wollen und künnen. Es blieb kaum
anderes übrig, als den Wandschmuck überwiegend auf orna-
mentalern Wege zu besorgen. Von diesem Umschwung geben
die erhaltenen Wandmalereien von S. Michel zu Rocamadour, von
Notre-Dame zu Montmorillon, von der Kathedrale zu Bourges, von
S. Julien zu Brioude, von S. Crepin in Evron, von der Jakobiner-
kirche zu Toulouse, vom Nordportal der Kathedrale zu Reims und
von Ste. Chapelle zu Paris, unter den Profanbauten Tour Ferrande
zu Pernes, in der angegebenen Reihe vom Ende des 12. bis zum
Ende des x4. Jahrhunderts entstanden, sprechendes Zeugnis.
Ungleich bedeutender erscheinen die erhaltenen gleichzeitigen
Leistungen der Glasmalerei, in welcher schon im 13. Jahrhundert
die Werkstätten von Chartres, wo die Kathedrale nicht weniger
als 146 Fenster erhielt, von Bourges (Kathedrale mit 183 Fenstern)
und von Paris (Notre-Dame und Ste. Chapelle) hervorragten und
wahrscheinlich den Fensterschmuck der Kathedralen von Reims,
Amiens, Beauvais, Noyon, Soissons, Chälons, Troyes, Le Mans,
Tours, Sens, Auxerre und Rouen wenigstens grossenteils besorgten.
Die von Ile de France entlegeneren Gebiete konnten freilich