Cinquecenlisten
Die
Venedigs.
135
falls aus seinen letzten Lebensjahren stammende wBeweinung Christia
in der Akademie zu Venedig lassen sogar vermuten, dass dem
fast hundertjährigen Meister das Augenlicht wenigstens nach der
Seite des Formsehens den Dienst versagte. Doch wären ihm bei
seiner sonstigen Tüchtigkeit vielleicht noch einige Jahre des
Schaffens müglich gewesen, wenn nicht die furchtbare Pest des
jahres 1576 seiner Thätigkeit ein Ziel gesetzt hätte.
Von seinen Schülern oder Gehilfen vermochten sich nur
einige zu einer gewissen Selbständigkeit durchzuarbeiten. Dies
war nicht der Fall bei'Domenico Campagnola, seinem Pa-
duaner Gehilten bei der Freskoarbeit, bei Stefano und Giro-
lamo de1"l'iziano, bei seinern jüngeren Bruder Francesco
Vecelli, bei seinem Sohn Orazio Vecelli und den Vettern
Cesare und Marco Vecelli. Dagegen erscheint der um 1520
geborene und 1582 gestorbene An drea Meldollo, von seinem
Geburtslande, Sebenico in Dalmatien, gewühnlich il Schiavone
genannt, in seinen biblischen Bildern, wie xTaufe Christie in den
Uffizien, vBrudermord Kainsa in Palazzo Pitti und vAnbetung
der Hirtenr: in den Ufüzien und in Wien, selbständig achtbar
und in seinen grossen Landschaftsbildern sogar von eigenartiger
Bedeutung. Doch steht immerhin hüher Paris Bordon e, geb.
1500 zu Treviso, gest. 1571 zu Venedig, namentlich im Bildnis.
Seine Frauenporträts zumal sind zwar nicht von besonderer Tiefe
und charakteristischer Bedeutsamkeit, aber von nicht geringem
Reii, Wie dies die in der Nationalgalerie zu London, in Berlin, WVien,
S. Petersburg (K1. B. 675), Palazzo Pitti in Florenz und Palazzo
Brignole-Sale zu Genua beiindlichen Stücke zeigen. Eindrucks-
loser erscheinen seine zahlreichen kirchlichen und allegorischen
Gemälde, während ein Historienbild, die vÜbergabe des in
einem Fischleib gefunderaera Marcusringes an den DOgGHc, in der
Akademie zLr Venedig, nicht ohne Wert ist.
Von geringerer Selbständigkeit sind die Arbeiten der drei
Veroneser Bonifazi. Bonifazio Verone se der Ältere, gest.
1540, hatte sich frühzeitig in Palmas Atelier gewandt und dann
unter bleibender Abhängigkeit von Tizian eine Anzahl Bilder
gemalt, Welche jetzt meist unter den falschen Namen Giorgione,
Palma oder Tizian ügurieren und von welchen wir die xFindung
Mosisf: in der Galerie zu Dresden und das vGastmahl des Reichem
in der Akademie zu Venedig hervorheben. Bonifazi o Ver onese
der Jüngere, vielleicht Bruder des vorigen, beschreitet dessen
Weg, freilich ohne ihm gleichzukonnnen, während Bonifazio
Veneziano, der schon in Venedig geborene Sohn eines der