Nachfolger
Lionnrdos
in
Mailand.
175
entfaltete in seinem kurzen Leben (I 529- 1566) eine auffallend
routinierte Thätigkeit, deren empfxndungsloser Formalismus am
besten in dem Freskencyklus mit der Geschichte des Hauses
Farnese im Schlosse Caprarola oder in den Darstellungen aus
dem Leben des Papstes Paul III. in Palazzo Farnese zu Rom
ersichtlich wird. Der jüngere Federigo (1542 160g) mag des
zweifelhaften Doppelverdienstes wegen gerühlnt werden, dass er
einerseits den Manierismus seines Bruders durch seine Wanderungen
in alle Welt brachte, und anderseits bei der Gründung der noch
bestehenden Accademia di S. Luca in Rom eine Rolle spielte.
Um ihn gruppierten sich ein Girolamo Siciolante, gest. 1580,
ein Jacopo del Conte, gest. 1590, ein Girolamo Muziano,
gest. 1592, sämtlich geringer als del Contes jungverstorbener Schüler,
und der Gaätaner ScipionePulz o ne, gest. 11m 1588, der von dem
reichen Erbe aus dem Anfang des Cinquecento wenigstens noch
einige Porträttüchtigkeit an das Ende desselben rettete.
Lionardos
N achfolger
in
Mailand.
Wie Raphael und Michelangelo die rämische, Fra Bartolomeo
und Andrea. del Sarto die Horentinische und Sodoma die sienesische
Kunst des Cinquecento bestimmten und beherrschten, so in noch
ausschliessenderer Weise Lionardo da Vinci die Kunst Mailands,
Die nahezu absolute Geltung, welche Lionardo da Vincis Kunstart
dort gefunden, konnte selbst durch den raphaelischen Einüuss nur
eingeengt, aber fast ein Jahrhundert hindurch nicht mehr ver-
drängt werden.
Obenan steht Marco d, Oggiono, um 1470-1530. Zeigt
schon seine bereits erwähnte Copie von Lionardos Abendmahl,
wie nahe er dem Meister zu konnnen vermochte, so erscheint er
auch in seinen eigenen Werken, dem nStLu-z Luzifersa in der
Brera und der xMadonnaxf in der Sammlung Bononi-Cereda in
Mailand. wie in den zum Teil in die Brera versetzten pMarien-
lebena-Fresken von S. Maria della Pace in Mailand, als der dem
Lionardo nächststehende Nachfolger. Mehr Selbständigkeit verrät
Giovanni Antonio Boltraffio, 1467-1516. Wahrscheinlich
erst unter dem EinHuss Borgognones, dann aber bei Lionardo ge-
bildet, dessen Vorzüge er sich anzueignen weiss, ohne sich ihm
ganz gefangen zu geben, erscheint er in der wMadonna. mit Hei-
ligen und Stifternx im Louvre, wie in der ahl. Barbarax zu Berlin
oder in der vMadonnaa der Londoner Nationalgalerie (K1. B. 296)