Die
Schule
fämische
Raphaels
und
Michelangelos.
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Palastes von Mantua geschmückt hat. Man kann sich kaum
einen schlagenderen Gegensatz in diesem Sinne denken, als ihn
seine Amor- und Psychefresken im Te, verglichen mit den Dar-
stellungen gleichen Gegenstandes in der Farnesina, an welchen
doch Giulio weitgehend mitgewirkt, darbieten. In dem Giganten-
sturz eines anderen Raumes sucht dann der Künstler sogar den
Michelangelo zu übertrumpfen, ohne jedoch mit aller Wuchtigkeit
die Kraft Buonarottis auch nur entfernt zu erreichen. Anerkennens-
werter erscheint in den Darstellungen aus dem trojanischen Krieg,
welche er 1532-1538 im Stadtschloss zu Mantua ausführte, der
Schwung stürmischer Bewegung, wie gediegene Verwertung der
Antikenstudien, welche er zum Zwecke der Ausführung der letzten
Stanzenbilder noch unter Raphaels Leitung gemacht hatte. Ebenso
das eigentliche Dekorativgebiet, worin Giulio unter den Architekten
seiner Zeit hervorragt.
Von den übrigen Teilnehmern an den Raphaelischen Arbeiten
erscheint Giovanni Francesco Penni (1488-1528) unselbst-
ständiger und zahmer, übrigens ist auch kein selbsteigenes Werk
dieses Gehilfen namhaft zu machen. Den dekorativen Teil der
raphaelischen Schüpfungen hatten dann hauptsächlich Giovanni
da Udine und der Florentiner Piero Buonacorso, gewähnlich
Pierino del Vaga genannt, besorgt, wobei in Anlehnung an die
Weise des Quattrocento sich ein Festonstil und nach den in den
verschütteten Gernächern (Grotten) des neronischen Palastes am
Esquilin vorgefundenen mehr tektonischen Dekorationen der so-
genannte Grotteskenstil sich entwickelt hatte. Wir haben von
beiden Arten einerseits in der Amor- und Psyche-Halle der
Farnesina, anderseits in den Loggien des Vatikans bezeichrrende
Typen. Giovanni da Udine war später nach Florenz übergesiedelt
und schliesslich in seine friulische Heimat zurückgekehrt, wo er,
wie auch in Venedig, mehrere dekorative Deckenwerke ausführte
und 1564 starb. Pierino del Vaga (1500-1547) aber leistete
ausser den Grottesken in den Loggien und im Castel S. Angelo
auch im F igurenbild Ansprechendes, wie die Decke der Sala. Regia.
im Vatikan, namentlich aber der reiche Schmuck des Palazzo Doria
in Genua zeigt.
Andere Sprüsslinge des Raphaelischen Ateliers warfen sich
'im Gegensatze zu der Interieurdekoration der beiden Vorgenannten
auf die Fassadenmalerei, welche sich damals einer sehr breiten
Anwendung erfreute. An der Spitze steht Polidoro Caldara,
von seiner Iombardischen Heimat auch Polidoro da Cara-
vaggio genannt, gestorben 1543. Seine meist verschwundenen