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Italiens im
Malerei
Die
Cinquecento.
wo er bis 1551 lebte. In seinen 1518 ausgeführten Malereien
in S. Bernardino zu Siena von seinem Meister und Mitarbeiter
gezügelt, erscheint er später, wie namentlich in den Deckenbildern
aus der klassischen Geschichte im Stadthaus zu Siena als ein
zwar gewissenhaft zeichnender, aber sonst inhaltloser Manierist
desselben Schlages, wie die Mehrzahl seiner jüngeren Zeitgenossem
Die
rümisehe Sehule Raphaels
Miehelangelos.
and
Der Künstlerkreis, welcher aus der umfassenden Thätigkeit
der beiden grossen Kunstheroen in Rom erwachsen war, ist der
Zahl nach ein sehr bedeutender gewesen. Namentlich Raphae]
hatte eine Schar von Leuten um sich versammelt, welche, mochten
sie nun schon vorgebildet sich ihm genähert, oder ihre ersten
Schritte in der Kunst unter seiner Leitung gemacht haben, 3,113
soweit in seine Bahn gelenkt wurden, als es ihre Veranlagung
zuliess. Aber gerade wegen ihres Preisgebens aller eigenen Pep
sünlichkeit -bieten alle Raphaeliten verhältnismässig wenig In-
teresse dar.
Der hervorragendste Schüler, Gehilfe ünd Nachfolger des
Urbinaten ist Giulio Pippi (d. h. der Sohn deswFilippo), be_
kannter unter dem Namen Giulio Romano. Ihm war, wie wir
gesehen, in den letzten Lebensjahren des Meisters mehr und mem-
zugefallen, sowohl hinsichtlich der Ausführung von Staffeleibildem
nach Raphael Zeichnungen, wie in der Übertragung der K0m_
positionen desselben auf die Wand, ja selbst zunächst auf den
Karton. Seine Gewandtheit machte manche Fertigstellung in un_
glaublich kurzer Zeit müglich, was bei Raphaels Überbürdung
diesem wohl erwünscht sein mochte, aber auch manche K0m_
position desselben durch den Hang des Gehilfen zu Derbheit und
Schwere, zu dekorativer Flüchtigkeit und russiger Schattengebung
schwer geschädigt hat. Solange jedoch Giulio unter Raphaels
Augen arbeitete, zügelte der Meister seine faustfertigen Extra-
vaganzen, wie auch nach 1520 der selbständig gewordene Ge-
hilfe noch bis zu einem gewissen Grade von dem reichen küngp
lerischen Nachlasse des Urbinaten zu zehren vermochte (K1. B. 2
Versagte jedoch der Vorrat, so wurde Giulio roh, ja gemein, wie
dies insbesondere die Fresken zeigen, mit welchen er den von
ihm selbst nach 1524 für den Herzog Federigo in Mantua ge-
bauten suburbanen Palazzo del Te oder einige Räume des alten