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Die
Malerei
Italiens
Cinquecento.
keinen durchschlagenden Erfolg zu erringen, wie denn besonderg
seine Deckenmalereien der Stanza della Segnatura schon nach
kaum einjährigem Bestande wieder beseitigt wurden. In del-
That sind auch die in der städtischen Galerie zu Siena erhaltenen
Freskoreste einer XGCiSSCIÜIIgQ wie die wCaritascr-Bilder der Galerie
zu Berlin und des Kestner-Museums daselbst noch von starker
lionardesker Befangenheit. Auf die Hühe seines Ruhmes gelangte
er erst durch das bei seinem zweiten rümischen Aufenthalt 1514[15
gemalte Wandgelnälde der wVermählung Alexanders mit Roxaneg
in der Villa (Farnese) des Agostino Chigi. Mehr als Botticelli in
der Lage, den Reiz der klassischen Malerei der Zeit des Apelles
enach antiken Berichten nachzuempfmden, wusste er in dieser Be-
handlung eines Gemäldestoffes des Aetion, wie in seinen folgenden
-Werken desselben Schlafgemaches, der wFrauen des Darius vor
Alexandera, des vI-Iephaistos an der Arbeita u. s. W. dem Antiken-
studium wie dem Einfluss Raphaels auch eine individuelle Seite
abzugewinnen. Für den Erfolg dieser Stücke wie einer in päpst_
lichem Auftrzige gemalten wLukretiaa bürgt die Erhebung des
Meisters in den rümischen Ritterstand.
Als Meister empündungsvoller Schänheit bewährte sich dam,
Sodoma in den Fresken im Oratorio di S, Bernardino zu Siena,
wo er 1518 in Gemeinschaft mit Pacchia und Beccafumi thätig,
in den Marienbildern xTempelganga, wHeimsuchunge, sHirnmel-
fahrta und xKrünunga alle Zeitgenossen ausser Raphael überragte_
Noch hüher sogar stehen die 1525 entstandenen Fresken der
Katharinenkapelle von S. Domepico zu Siena, wo sich der Meister
namentlich in der wEkstase der hl. Katharinax zu einer Verklärung
weiblicher Gestalten erschwingt, welche vielleicht überhaupt un-
erreicht dasteht. Durch Schünheit der Heiligengestalten zeichnen
sich auch die Fresken im Stadthause zu Siena ans, die vheiligen
Vettorius, Ansanus und Bernardus Tolomeia (1529_I534), die
zAuferstehung Christia (1535) und die nMadonna zwischen den
hh. Galganus und Ansanusx (1537) darstellend, wenn es auch
dabei an Ungleichheiten und selbst Flüchtigkeiten keineswegs fehlg
Diesen bederltsamen Werken steht aber auch eine grosse
Zahl von Tafelgemälden zur Seite, von Welchen die 1111. Familieg
von 1517 in der Kapelle des Stadthauses zu Siena, der vheilige
Omobonusc in S. Prospero zu Reggio erwähnt, die beiderseitig
bemalte Prozessionsfahne von 1525 aber mit wMadonna und
Heiligenx auf der einen, dem wMartyriuln des hl. Sebastiana auf
der andern Seite, jetzt in den Ufüzien, der empfindungsvollen
wenn auch etwas weichlichen Schünheit des letzteren Heiligen