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Die
Italiens im
Malerei
Cinquecento.
Annunziata zu Florenz thätig, erwies er sich auch wenigstens im
Fresko des wSposalizioa dem Sarto nahezu gewachsen, wenn auch
andere Wandmalereien, wie das wAbendmahla in S. Giov. Bath
della Calza, oder die Fortsetzung der Malereien Sartos im Scalzo,
dann der wTriumphzug Cicerosx von 1524 zu Poggio a Caiana,
flüchtig und geringer sind. Immerhin behauptet er sich bis an
seinen Tod als ein zu wenig gewürdigter Meister, wie denn auch
wahrscheinlich einige unter Raphaels Namen gehende Werke von
seiner Hand sind. Namentlich übertraf er im Bildnis seine Zeit_
genossen, wie in dem für Raphael gehaltenen]üng1ingsbi1dnis mit
der auf die Hand gestützten Wange im Louvre, in dem bezeich-
neten Iugendbildnis vond 1514 ebenda, in dem trefflichen männ-
lichen Bildnis von 1514 oder 1516 in Stanstead House und dem
angeblichen wAntonio Caradossox von 1516 bei Yarborough in
London, in dem sogenannten rfFaktor des Pier Francesco de' MediCig
in Windsor, in dem wjungen Mann mit der Federa in Berlin, und
in dem männlichen Bildnis in Palazzo Pitti (K1. B. 693).
Hieher gehürt auch noch ein Schüler und langjähriger Gehilfe;
des Lorenzo di Credi, Giovanni Antonio Sogliani, 1492 bis
1544. Seine früheren Arbeiten sind natürlich von der Art seines
Lehrers, aber schon seine wKreuzigung des hl. Arcadiusa 1521
in S. Lorenzo verrät neben Einfiüssen eines Francia Bigio und
Sarto namentlich starke Eindrücke Albertinellis. Dasselbe gilt
von seiner wHimmelfahrt Mariäa in S. Giovannie Battista zu F lorenz,
von der wDreieinigkeit mit jakobus, Magdalena und Katharinag
in S. Jacopo sopra Arno und von der wwunderbaren Speisung des
Dominicusx von 15 36 in S. Marco zu Florenz.
Alle seine Horentinischen Zeitgenossen überragte jedoch An_
drea del Sarto, wie er nach de1n Beruf seines Vaters genannt
wurde oder Andrea. Angeli wie er nach dem Namen des letzteren
(Angelo) hiess und selbst in den beiden zum Monogramm ver,
schlungenen Buchstaben A zeichnete. Geboren 1486 zu GuaL
fonda bei Florenz, kam er erst zu einem Goldschmied, dann zu
Pier di Cosimo in die Lehre, welche er durch Studien nach Lio-
nardo und Michelangelo, insbesondere aber unter starken von
seinem Freund und Arbeitsgenossen Francia Bigio vermittelten
Einflüssen des Fra Bartolomeo abschloss. Trotzdem gelang es
seinem bedeutenden Talente, sich zu einem eigenen Stil durchzu-
ringen, und namentlich zu einer jeder plastischen Vorarbeit baren
rein malerischen Auffassung zu gelangen, wie sie sonst seit Filippo
Lippi keinem Florentiner, selbst Fra. Bartolomeo nicht in dem
Grade, eigen gewesen. Auch in der Weltlichkeit seiner religiüsen