162
Die
Cinquecento.
Malerei Italiens im
heitsgefühl getragen, wusste er auch dessen Äusserungen unter
überwiegender Anwendung der Ülfarbe mit einem tiefen und
harmonischen Kolorit zu verbinden, welches nicht den geringsten
Teil seines Verdienstes bildet.
Schon sein frühest nachweisbares, 149819 noch vor seinem
Eintritt ins Kloster geschaffenes Werk, das Fresko des vjüngsten
Gerichtse in S. Maria Nuova, zeigt wenigstens in den Apostel-
gestalten, dass selbst ein Raphael von ihm lernen konnte. Noch
augenfälliger wird dies an der 1504 gemalten vVision des hl. Bern_
harde, jetzt in der Akademie zu Florenz, welche derselben Dar-
stellung von P. Perugino in München an freier und naturgemässer
Auffassung, wie grossartiger Anordnung entschieden überlegen
erscheint. ln den folgenden Werken empündet man dann neben
dem EinHuss Lionardos jenen Raphaels, wie dies an der nhl. Fa-
miliecc zu Panshanger, in der wMadonna zwischen vier Heiligenq
in S. Marco zu Florenz und in der vMadonna zwischen Stephanus
und dem Täufem im Dom zu Lucca u. a. Werken (K1. B. 629
u. 584) entgegentritt. Dass dann die Aufnahme seines einstigen
Mitschülers Mariotto Albertinelli als Ateliergenossen an Barto-
lomeos Kunst wenig änderte, beweisen die gemeinsam signierten
wMadonnencc in Wien (1510), in der Galerie Borghese und in
Palazzo Corsini in Rom und die xVerkündigungrc in der Magda,
lenenkirche zu Genf (15 1 1) wie die wVermählung der hl. Katharinag
im Louvre (1511) und in Palazzo Pitti (1512).
Später zeigt er sich Wenigstens äusserlich auch nicht unbe_
rührt von Michelangelo, doch empünden Wir an dem wMarkusbildeK
von 1514 in Palazzo Pitti und an dem vAuferstandenen mit den
vier Evangelistena von 1516 (K1. B. 373), dass die angestrebfe
Energie und Formenmächtigkeit dem Meister nicht von Herzen
kam; mit dem weichen Wesen des Künstlers innerlich nicht übep
einstimmend, wirkt die Kraftäusserung nicht glaubhaft. Wir ünden
daher ihn selbst mehr in den übrigen Werken, wie in der lediglich
untermalten wMadonnae von 1513 in. den Ufüzien, in der
donna della Misericordizm von 1515 in-der städtischen Galerie
zu Lucca (K1. B. 3 52), in der nhl. Familiee der Galerie Corsini
zu Rom und in der xDarstellung im Tempela von 1516 in der
kaiserlichen Galerie zu Wien, wie insbesondere in einem seine;-
letzten Werke, der meisterhaften nBeweinung Christia im Palazzo
Pitti (K1. B. 86).
Fra Bartolomeo hatte zeitweise zwei Ateliergenossen, welche
sich so eng an seine Art anschlossen, dass sie nicht immer von
dem Meister zu unterscheiden sind. Der bedeutendere war del-