Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Raphael. 
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Teppiche selbst aber in Wiederholungen im Vatikan, in Berlin 
und in Dresden sich beünden, hatten ihn jedoch nur einen Teil 
der Jahre I 51 5l6 beschäftigt. Wie er einige Porträtforderungen ans 
hÜfISChCH oder Freundschaftsgründen nicht ablehnen konnte, Ar- 
beiten, von welchen nur eine, das Bildnis des urbinatischen 
Gesandten Baldassare Castiglione sich erhalten hat (Louvre) 
(K1. B. 242), so war er auch vom Kardinal Bibiena vermocht 
worden, ausser einem Bildnis auch dessen Badezimmer im Vatikan 
auszumalen. Mehr noch beschäftigte ihn der Auftrag des uner- 
müdlichen Bewerbers Agostino Chigi, die Ausstattung seiner Grab- 
kapelle in S. Maria. del Popolo zu leiten und dabei sogar die 
Entwürfe zu den von Lorenzetti ausgeführten Skulpturen zu liefern. 
Nur selten eine Zudringlichkeit ablehnend, sondern stets 
die Gesuchsteller vertrüstend, erzeugte er natürlich ein stets 
wachsendes Gedränge. So konnte er sich bereits in den folgenden 
Iahren 1517 l 8 den beiden letzten Bildern der Stanza de11' Incendio 
persünlich nur mehr verschwvindend wenig widmen. Denn der 
Papst hatte dem Auftrag der sistinischen Gobelincartons den 
weiteren folgen lassen, die Loggien des Vatikan mit Grotesken, 
d. h. nach Art der in den Grotten unter den Thermen des Titus 
gefundenen Dekorativmalereien des goldenen Hauses Neros zu 
schmücken. Ist auch sein persünlicher Anteil an der ganzen Aus- 
führung gering, so lässt doch die Einheitlichkeit des Ganzen 
schliessen, dass die Komposition im wesentlichen von einer Hand 
und zwar von der Raphaels sei, wie es auch an der Überwachung 
und Korrektur nicht gefehlt haben kann. Ebenso verhielt er sich 
zu den 1517 vollendeten Deckenmalereien der Eingangshalle der 
Farnesina mit: den zum Teil hüchst reizvollen Darstellungen aus 
der zSage von Amor und Psychex. 
Bei dem verhältnismässig aufregenden Geschäft der Leitung 
solcher Unternehmungen mochte es dem vMeister eine wahre 
Erholung sein, gelegentlich auch ein Bild selbst zu malen. Nur 
aus einem solchen Bedürfnis kann es erklärt werden, dass der 
Meister, der wiederholt den Papst Wie die Künige von Frankreich 
und Spanien mit Gehilfenarbeit abspeiste, für die armen Mänche 
von S. Sisto in Vicenza, aber wohl auf Betrieb des Kardinals 
Antonio del Monte sich entschloss, ganz eigenhändig seine hüchste 
Leistung im Tafelbild zu schaffen, nämlich die sog. wMadonna 
di S. Sistoc (K1. B. 147) jetzt in der Galerie zu Dresden. Mit 
ähnlichen Empündungen malte er damals (1517) die bis auf einige 
Nebendinge ebenfalls ganz eigenhändige whl. Cäciliaa (K1. B. 617) 
für S. Giovanni in Monte in Bologna, als eine Art Gelübnis des
	        
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