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Die
Italiens
Malerei
im
Cinquecento.
der Eingangswand schui Man gewahrt an beiden, wie an der
Stelle des vüllig verschwundenen Peruginismus zwei Elemente
sich geltend machen, welche zur Stileinheit zu bringen ihm vorerst
noch nicht gelingen wollte: der Einfluss Michelangelos und jener der
Antike. Übrigens sind beide Werke keineswegs frei von Gehilfen-
arbeit, und noch weniger die xMadonna del Pescef: in Madrid
(K1. B. 333) wie die xMadonnn. dei Candelabria in der Sammlung
Munro Novar zu New-York. Leichter vermochte er sich mit
kleineren Arbeiten persänlich zu befassen, wie mit der sMadonna
della Seggiolaa (K1. B. 567) in Palazzo Pitti und vielleicht mit
der einen oder anderen MVIZdOHHB. della. Tendacc in München
(K1. B. 27) und Turin, gewiss auch mit Porträts wie das charakter
volle sBildnis des Tom, Inghiramix in Palazzo Pitti (K1. B. 5g7)_
die vDonna velatacz in Palazzo Pitti (K1. B. 685) oder das Iüng-
lingsbild bei Czartoryski in Krakail (K1. B. 579).
Noch schlimmer aber waren die Verhältnisse des Meisters
geworden, als Leo X, den unglücklichen Entschluss fasste, nach
dem am Il. März 1514 erfolgten Tode Bramantes Raphael zum
Architekten des Vatikan und von S. Peter zu ernennen, und
damit dessen Überbürdung auf einem Raphael durchaus ferne
liegenden Gebiet zu besiegeln. Hätte Raphael den Auftrag abge-
lehnt oder so, wie er gedacht gewesen zu sein scheint, bloss als
gut dotierte Sinekure behandelt, so würde der Kunst viele ver_
lorne Zeit seines kostbaren kurzen Lebens, vielleicht sogar sein
vorzeitiger Tod erspart geblieben sein.
Die Stanza delflncendio, welche Raphael unmittelbar mach
Vollendung der Camera de11' Eliodoro in Angriff nahm, zeigt die
Folgen dieser Verschlimmerung seiner Lage. Zunächst mochte
es seine Pietät befriedigen, die Deckenmalereien seines Lehrers
Perugino belassen zu dürfen. Am Hauptgemälde selbst aber,
der Darstellung des durch den Segen Leo X. gehemmten wBrandes
im Borgo von Romcc (KLB. 594), ist zwar noch die Komposition,
nicht aber der Carton, von Raphaels Hand, wie von dem Gemälde
selbst wohl nur der Volksaxlflauf unter der päpstlichen LOggia
und sonst stellenweise Korrektur. Noch geringer war sein Anteil
an dem zweiten Bilde desselben Gemaches, dem 151415 gemalten
wSiege Leo IV. über die Saracenen bei Ostia 849e.
Der Meister selbst arbeitete damals an dem berühmten
Cartoncyklus für die Gobelins, mit welchen die Ausschmückung
der sixtinischen Kapelle ihren Abschluss fmden sollte. Die zehn
Stücke mit Szenen aus der Apostelgeschichte, von welchen sich
sieben im Kensington-Museum zu London erhalten haben, die