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Die
Italiens im
Malerei
Cinquecento.
wurde. ]edenfa11s aber war es die beste Lüsung, dass er 1505
Perugia verliess und nach Florenz übersiedelte. Nun verwischte
sich der Schultypus mehr und mehr unter erstaunlicher Steigerung
der Fähigkeit des Malers, seine ldeale zur reizvollsten Schünheit
abzuklären. In rascher Folge entstand eine stattliche Reihe von
Madonnenbildern, von welcher die wMadonna de1 Granducaa in
Palazzo Pitti (K1. B, 668) und (die vMadonna. di Lord Cowpem in
Panshanger zunächst starken Einüuss Lionardos zeigen, die foL
genden aber auch neben Fra Bartolomeo, trotz intimen Freund-
schaftsverhältnisses des Urbinaten mit diesem, sich zunehmend selbst-
ständiger darstellen. So die vMadonna del Cardellinoce in denUffrzien,
(K1. B. 105) die wMadonna im Grünena (1506) in Wien, die
xMadonna Ternpia in München (K1. B. 62), die wMadonna di Casa
Orleansa in Chantilly, die xMadonna. mit" dem unbärtigen Josephg
in S. Petersburg (K1. B. 357), die vMadonna della. Palmaa und
die wMadonna. Bridgewatercc bei Lord Ellesmere in London
(K1. B. 248), die 2111. Fami1ie Canigianir: in München, die xhl. Fa-
milie mit dem Lamme von 1597 in Madrid (K1. B. 393), die
aMadonna di Casa Colonnacc in Berlin (K1. B. 97), die wMadonna di
Casa Niccolinia in Panshanger, die vMadonnaa bei Lord Northbrogk
in London (K1. B. 633) und die Krone von allen, die sog. xBelle
Jardinierea im Louvre, deren vollendete Schünheit weder die
vMadonna Esterhazya in der Pester Nationalgalerie noch die
wMadonna del Baldachinor: in Palazzo Pitti zu überbieten vermochtm
Ist schon die Zahl dieser Schüpfungen für wenig mehr als
drei Jahre um so überraschender, als Raphael sich dabei nie Wieder-
holte, sondern stets nach neuen Studien arbeitete, so 'begreift
man kaum, Wie er auch noch zu anderen Werken Zeit und Kraft
übrig behielt. S0 zu dem reizenden Bilde des whl. Georg mit
dem Drachemc (1506), von l-Ierzog Guidobald von Urbino dem
Künig Heinrich VII. von England verehrt, und jetzt in der El-e_
mitage von S. Petersburg, und insbesondere zu der xGrablegung
Christia, 1507 für Atalanta Bagljoni gemalt, jetzt in der Galerie
Borghese in Rom, die dazugehürige Predella in der Galerie des
Vatikan. Selbst zum Bildnis sah sich Raphael schon damals
veranlasst, Wie die beiden Doni, Agnolo und Maddalena, in Palazzo
Pitti zeigen, deren ernste Einfachheit mit starker realistischer
Tendenz von der Empfmdung der Mona Lisa Lionardos nur leicht
angehaucht erscheint. Auch sein eigenes in den Ufüzien (K1. B, 302),
scheint 1508 entstanden zu sein.
Wie aus einem Schreiben Raphaels an seinen Oheim Ciarla
vom 21. April 1508 hervorgeht, dachte Raphael, der seit Lionardos