Raphae].
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Von 1500 an mehren sich die Studienblätter nach der
Natur und wird auch die Gemäldearbeit selbständiger. Damals
entstanden wohl die xMadonna Sollyc: und die zMadonna mit den
hh. Franciscus und Hieronymuse in Berlin. An grüssere Dimensionen
wagte sich der junge Künstler wohl zuerst mit dem vCrrlcifrxus
zwischen zwei Engeln, Maria und Iohannes einerseits, Magdalena
und Hieronymus anderseitsa, jetzt im Besitze des Lord Dudley
in England. [hm folgten zwei Bilder für eine Kirchenfahne, die
wDreifaltigkeita und die raErschaffung Evasx darstellend, jetzt in
der slädtischen Galerie zu Cittä di Castello. Dann die für
S. Francesco in Perugia bestellte vKrünung Nlariäa, jetzt mit den
dazugehärigen Predellen in der Galerie des Vatikan.
Das letztere Werk war noch nicht beendet, als Raphael
ein datiertes Bild zur Aufstellung brachte, welches noch mehr
als die vorgenannten dessen Verhältnis zu Perugino beweist. Es
ist das für S. Francesco in Cittä di Castello bestimmte, jetzt in der
Brera zu Nlailand beündliche Gemälde des sog. wSposalizioa
(Vermählung der Jungfrau Maria mit joseph), bezeichnet ,Raphael
Urbinas 15o4' (K1. B. 1x6). Nicht bloss das Unterrichtsergebnis
des Perugino, sondern nach dessen jetzt in Caen befrndlichem
Original direkt kopiert, somit ohne Zweifel im Auftrag des
Meisters als Atelierwiederholung entstanden, zeigt es bei aller
Abhängigkeit doch sowohl in der Formgebung, in der Individualität
der einzelnen Käpfe, in der Lebendigkeit des Vorganges, und
namentlich hinsichtlich der Vertiefung des Ausdruckes eine erstaun-
liche Überlegenheit über das Original. Auf gleicher Hühe stcht
die aus gleicher Zeit stammende wMadonna Connestabilex in der
Eremitage zu S. Petersburg.
Nach längerem in dasselbe Jahr fallenden Aufenthalte in
Siena, wo Raphael den Genossen Perugirxos, Pinturicchio, bei dessen
Arbeiten in der Dombibliothek zeichnerisch unterstützte, war ihm
auch ein Besuch in Florenz zu teil geworden. Seine nächsten
Bildchen: der wTraum eines Rirterse in der Nationalgalerie zu
London, das wOpfer Kains und Abelsa bei E. Baseggio in Rom,
vvS. Michael mit dem Dämona und wS. Georg mit dem Drachenr:
im Louvre zeigen den starken Einüuss, den die dortige Kunst,
vor allem die Werke von Masaccio, Ghirlandajo, Lionardo und
Fra Bartolomeo auf ihn gemacht. Noch mehr die vlvIadonna
Ansidek in der Nationalgalerie zu London, wie die xMadonna.
del Duca di Terranuovaa in der Galerie zu Berlin.
Es dauerte jedoch nur kurze Zeit, dass der junge Perugino-
schülel" durch diesen Dualismus aus dem Gleichgewicht gebracht