L1 menung.
In Deutschland sind im Laufe des früheren Mittelalters:
zwar weniger Künstlernamen, aber teilweise selbständigere und
auch bessere Leistungen zu verzeichnen als in Italien. Seit dem,
Ausleben der überwiegend byzantinisierenden karolingischen Kunst,
somit ungefähr um das Jahr rooo gewahrt man wenigstens ein
Vorwärtsstreben unter allmälicher Abschüttelung des meist in
mechanischer Reproduktion verharrenden Stillstandes der byzan-I
tinischen Art. Zunächst herrschte freilich noch überall, wo
man sich von der Tradition losmachte, form- und schünheitlose
Unbehülflichkeit und wenig Sinn für das Naturstudium. Die
meisten Bemühungen galten der Technik, für welche frühzeitig-
(11, und 12. hhrhundert) eigene Kunstbücher der Art des
Anonymus Bernensis, der Schedula diversarum artium des
Theophilus u. a. entstanden und in den Klostermalstuben ge-
halten wurden. Denn die Malerei war damals vorzugsweise
Klosterkunst. Dabei spielte das in Italien gerngepflegte Mosaik
so vie1 wie keine Rolle. Ebensowenig die Textilkunst in Bunt-
weberei und in flgürlichen Stickereien, worin der byzantinischer
Osten und Sicilien das Beste lieferten. Nicht unbederltend war
dagegen die Wandmalerei, welche seit dem ersten Auftreten derw
romanischen Periode, nämlich seit dem noch nach langobardischen
und karolingischen Vorbildern (Monza, Aachen und Ingelheim)
hergestellten Schlachtgemälde der Pfalz Heinrich I. zu Merseburg,
in ununterbrochener F ortsetzung des altchristlichen Bilderschmuckes,
namentlich in den romanischen Kirchen ebenso lxäuflg als umfänglich
waren. Die erhaltenen Wandgemälde der Georgskirche zu Ober-
zell auf der Bodenseeinsel Reichenau zeugen von dem erfolgreichen
Betrieb dieser Kunst im 11. jahrhundert, von der Leistungsfähig-
keit des 12. jahrhunderts jene der Unterkirche zu Schwarzrhein-
dorf, des Patroklusmünsters zu Soest und des Kapitelsaales zu
Brauweiler, von dem sich steigernden Darstellungsvermügen die
dem 13. jahrhundert entstammenden Malereien der Taufkapelle
von S. Gereon in Küln, des Doms zu Münster, des Doms zu
Braunschweig, der Liebfrauenkirche zu Halberstadt und des.
Doms von Gurk in Kärnthen.
Mit der Einführung der Gotik in der zweiten Hälfte des.
13. Iahrhunderts war in bemerkenswertem Gegensatze gegen
Italien, wo die Wandmalerei erst mit der gotischen Bauweise
ihren epochemachenden Aufschwung nahm, der ügürliche Wand-
schmuck zurückgegangen. Und zwar zunächst dem Umfange
nach, da die importierte franzäsische Bauweise die zu grässeren
Malereien geeigneten Wandüächen beträchtlich verringert hatte-