Lionardo
da Vinci.
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sogenannte Belle Feronniere (K1. B. 428) im Louvre in Be-
tracht kommt, wahrscheinlich Lucrezia Crivelli, die Geliebte des
Herzogs Lodovico. Von kirchlichen Gemälden entstand dann
ausser der unsichern wMadonna mit dem Basreliefa in Gatton
Park die sogenannte wVierge aux Rochersa (K1. B. zor) im Louvre,
in Atelierwiederholung in der Nationalgalerie zu London. Insbe-
sondere aber i. J. 1495 das weltbekannte xAbendmahla im Refek-
torium des Klosters S. Maria della Grazie zu Mailand. Die
unglückliche Ültechnik, welche der Meister hier anwenden zu
müssen glaubte, wie Missachtung und Misshandlung dreier Iahr-
hunderte haben von dem herrlichen Werke freilich nur mehr einen
Schatten übrig gelassen, allein die in der Akademie zu London
bewahrte Copie -des Lionardo-Schülers Marco d'Oggiono und
andere alte Nachbildungen lassen die einstige Erscheinung wenigstens
bis zu einem gewissen Grade rekonstruieren. Jedenfalls steht es
ausser allem Zweifel, dass diese unsterbliche Leistung alle früheren
dieses Kunstgebietes überboten hat und dass durch dessen abso-
lute Meisterschaft, in welcher sich Inhalt und Darstellung, Realität
und Ideal vollständig deckt und durchdringt, die Kunst der Hoch-
renaissance auch in der Malerei besiegelt war.
Nach Verdrängung der Sforza durch die Franzosen verliess
auch Lionardo Mailand und verweilte zwischen 1500 und 1503
erst in Venedig, dann als Kriegsingenieur im Dienste des Cesare
Borgia in der Romagna. Von 1503-1506 wieder in Florenz,
widmete er sich dort zunächst einem die whl. F amiliex darstellenden
Altarbild für die Servitenkirche zu Florenz, v_on welchem jedoch
nur der jetz; in der Akademie zu London befindliche Karton zu
Stande kam_ Ebensowenig gelangte ein von der Horentinischen
Signoria für den Ratsal des Palazzo vecchio bestelltes grosses
Schlachtbild zur Vollendung, Welches den 1440 von den Floren-
tinem über die Mailänder errungenen nSieg bei Anghiarirc zum
Gegenstande hatte. Doch kennen wir noch einen Teil des jetzt
verlorenen Cartons aus einer Rubensschen Zeichnung im Louvre
und aus dem darnach hergestellten Edelinckschen Stich wenigstens
soweit, um zu erkennen, dass der geniale Meister der anmuts-
und schünheitsvollsten Schüpfungen nicht minder über Darstellungen
des leidenschaftlichsten Kampfgewühls verfügte. Um diese Zeit
entstand auch seine hüchste Leistung im Bildnis, das Porträt
der Mona Lisa, Gattin des Francesco del Giocondo, seit Franz I.
im Louvre zu Paris (K1. B. 142), und selbst jetzt noch, trotz des
Verschwindens der über die graue Untermahing des Nackten
gesetzten Lasuren der verkärperte Liebreiz und geradezu berückend