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Malerei
Die
Italiens
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Cinquecento.
Zwei bedeutende Schüler des Andrea Verrocchio waren noch
im vorigen Buche zu behandeln, Lorenzo di Credi und Peruginq
Ein dritter dagegen, obwohl an Lebenszeit von diesen nicht wesent-
lich verschieden, muss an die Spitze der Cinquecento-Periode
gestellt werden, weil er statt wie jene im Bann seiner Schule zu
bleiben, persünlich neue Bahnen erüffnet. Es ist Lionar do
du Vin ci. Geboren 1452 in dem Dorfe Vinci als der unehe-
liche Sohn des Notars der Horentinischen Republik Ser Pier-
da Vinci, muss er früh in Verrocchios Werkstatt gelangt sein,
da er schon in seinem zwanzigsten jahre in der Maler-
genossenschaft von Florenz aufgcführt wird. Aus seiner noch 1473
erwälmnten Gehilfenzeit bei seinem Lehrer stammt seine unter den
erhaltenen älteste Leistung, nämlich die Mitarbeit an dem jetzt
in der Akadenlie zu Florenz beündlichen Gemälde xTaufe Christie
von Verrocchio. Denn die Anmut der vorderen der beiden Engel,
die nur Lionardos vorher unerreichtem Schünheitssinne entspringen
konnte, würde auf Lionardos Anteil schliessen lassen, wenn dieser
auch nicht ausdrücklich bezeugt wäre. Daran reihen sich das
kleine wMadonnenbildc der Pinakothek zu München (K1. B, 159)
und die wVerkündigunge in den Uffxzien zu Florenz (K1, B. 547)
Dann weiterhin die vAnbetung der Känigea in den Ufüzien, wahp
scheinlich das 1480 für das Kloster San Donato in Scopeto be-
gonnene Bild, das jedoch nicht viel über die braune Untermalung
hinaus gedieh, und die weiblichen Bildnisse in der Galerie Liechten-
stein in Wien (K1. B. 284) und in der Sammlung Czartoryski in
Krakau (K1. B. 6x6). Grüsser ist die Zahl der in seine Friihzgit
fallenden Studienblätter, zum Teil Karikaturen, zumeist in bewun_
dernswerter Sicherheit und Feinheit ausgeführt.
Dass sich Lionardo zwischen 1481 und 1485 im Orient
aufgehalten, ist eine sehr unwahrscheinliche Mutmassung. ]eden_
falls künnen wir seinen Lebensgang in diesen Jahren nicht vex,
folgen. Von 1485-4499 aber fmden wir ihn im Dienste des
Lodovico il Moro in Mailand. Seine dortige Thätigkeit als Ingenieur
wie als Forscher irn Gebiet der Naturwissenschaften und der
Mechanik berührt uns hier so wenig, wie sein häüsches Treiben
als Cavalier. Auch seine plastischen Arbeiten, übrigens sämtlich,
wie das Kolossalmodell einer Reiterstatue des Francesco Sforza,
verloren, entziehen sich der Erürterung. Im Gebiet der Malerei
aber waren es wohl zunächst Bildnisse, mit welchen ihn sein
fürstlicher Mäcen beschäftigte, und wofür ausser einigen nicht
vüllig gesicherten und auch nach ihren Modellen unbestimmbaren
Porträts der Ambrosiana namentlich die ebenfalls nicht zweifellose