Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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Die 
Malerei des 
deutsche 
und 
Jahrhunderts. 
wir ihn gleichzeitig auch in der schwäbischen Kunst gefunden_ 
Dabei erscheint der flandrische EinHuss nicht so gross als gewühm 
lich angenommen wird, wenn auch die Ültechnik sich als die 
herrschende verbreitet und der Blick sich dem Naturvorbild 
mehr nähert, als dies am Anfang des 15. Jahrhunderts der Fall 
gewesen. Denn das Bestreben, die gemalten Flügelbilder und 
Predellenteile dem Schnitzwerk des Schreines oder, wenn del- 
ganze Altar malerisch geschmückt werden soll, dem Charakter 
der Holzschnitzereien überhaupt anzupassen und zu dem Zwecke 
das Naturvorbild erst durch ein holzplastisches Medium zu leiten, 
konnte ein näheres Eingehen auf niederländische Vorbilder nicht 
zulassen. 
Nirgends kam aber der Schnitzstil in der harten und scharfen 
Behandlung des Nackten wie in der knitterigen Brüchigkeit des 
Gewandes charakteristischer zum Ausdruck als in der Nürnberger 
Malerei der zweiten Hälfte des 15. Iahrhunderts. Und zwar 
keineswegs als lediglich Wolgemuts Art, wie man früher fälschlich 
angenommen, bOIIdCIH mehr oder weniger in allen Nürnberger 
Malwerkstätten, von Welchen zwischen 1450 und 1470 nicht 
weniger als 28 urkundlich erwähnt werden. Freilich war von 
diesen nur eine durch umfänglicheren Betrieb hervorragend, nänb 
lich jene, der nicht erst Wolgemut sondern schon sein älterel- 
Geschäftsvorfahr Hans Pleydenwurff das Gepräge gab. 
Dieser neuestens durch H. Thode in das Licht gestellte 
Meister erscheint seit 1451 thätig und erfreute sich, wie seine Be_ 
stellung für Breslau beweist, eines weit über die Grenzen Frankens 
hinausreiehenden Rufes. vVon dem in die Elisabethkirche zu 
Breslau gelieferten Altarwerke, für welches er am 30. Iuni 1462 
quittierte, geht unsere Kenntnis seiner Kunst ans, vorausgesetzt, 
dass die drei Bruchstücke einer wAnbetung der Künigecz, einer 
wDarstellung im Tempek und einer wKreuzigungK im Breslauer 
Museum und eine wKreuzabnahmea, die aus A. Rupprechts Besitz 
in München nach Paris gelangte (K1. B. 391), die Reste dieses 
Altarwerkes sind. Ihre enge Verwandtschaft mit jenem Stile, 
welchen man gewähnlich wolgemutisch nennt, konnte nicht unep 
kannt bleiben, ebensowenig aber war zu verkennen, dass sie sich, 
abgesehen von zahlreichen Einzelheiten der Gesichtstypen, der 
Hände und der Füsse wie der Landschaft auch durch tiefere Be_ 
deutsamkeit von der Mehrzahl der sog. Wolgemutschen Arbeiten 
unterscheiden, wie sich vorzugsweise aus dem Vergleich der Bres_ 
lauer Kreuzabnahnme mit der Darstellung desselben Gegenstandgs 
im Altarwverk von Hof (Pinakothek zu München) ergiebt. Mit den
	        
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