Franken.
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Empore einer linken Seitenkapelle von S. Lorenz in Nürnberg, im
Mittelbild die wKrünung Mariäa und xzwei Apostek auf den Flügeln
darstellend, als das mittlere, der xPassionsaltara von 142g aus Bam-
berg, jetzt im Nationalmuseum zu München,_ als das jüngere der
drei Hauptwerke zu betrachten sein. Ohne sicher von einer
Hnnd zu stammen, verraten sie doch zwei gemeinsame Eigen-
schaften, einerseits das stilistische Anlehnen an die statuarische
Steinplastik, wie sie vornehmlich in der Vorhalle der Frauenkirche
oder in dem Schänen Brunnen cntgegentritt, und anderseits Ver-
wandtschaft mit den gleichzeitigen Kälner Arbeiten, welche die
damals herrschende Richtung der Wanderschaften und des Gesellen-
zuges bezeugt. Der Realismxls ist noch schwach, stärker die Wiedergabe
des Ausdrucks in den typischen Idealküpfen wie in der Bewegung.
Während sich aber eine Anzahl von anderen Gemälden in
Lorenz und S. Jakob zu Nürnberg, wie im National-Museum
daselbst und in München, und in den Galerien zu Augsburg und
Breslau, von welchen hier nur die datierte von Walpurg Prünsterin
gestiftete Tafel von 1434(Ger1n. Musemn zu Nürnberg) hervor-
gehoben werden soll, sich stilistisch an die Imhof-Gruppe anlehnt,
macht sich gleichzeitig eine andere Gemäldegruppe derberen und
kräftigeren Stils bemerklich, bei welcher im Gegensatze zu dem
külnischen Einflusse eher an bühmische Einwirkung der Richtung
des Meisters Nicolaus Wurmser und des Theodorich von Prag zu
denken ist. Hieher gehüren der vvBethlehemitische Kindermorda.
und die wBestattung Mariensa im Germanischen Museum zu Nürn-
berg, deren grobe und empündungslose Darstellung freilich künst-
lerisch ebenso tief steht, wie das grelle und bunte Kolorit. Ander-
seits aber auch eine hochbedeutende Schüpfung, nämlich das
T uchersche Altarwerk in der Frauenkirche zu Nürnberg, im Mittel-
bild wChristus am Kreuz zwischen Maria und Johannesa nebst der
wVcrkündigunga und wAuferstehungza beiderseits, auf den Innen-
seiten der Flügel vAugustinus und Monika, und die Eremiten
Paulus und Antoniusa darstellend. Die Figuren sind kurz und
gedruhgen, die Küpfe, Hände und Füsse gross und derb, der
Ausdruck jedoch von ernster Tiefe, die Gewandung weich und
grossartig. Die auffallendc Unabhängigkeit von plastischen Vor-
bildern bei unmittelbarer Naturbeobachtwung und die selbständige
malerische Awuffassung und tonige Farbenstimmung aber lässt bei
dem Meister des Tucherschen zXltars geradezu an einen Vor-
läufer" Grünewalds denken.
Um die Mitte des 15. Iahrhunderts tritt- an die Stelle des
steinplastischen Stils der Imhof-Grxlppe der Holzschnitzstil, wie