Einleitung.
Unsere Darstellung beginnt mit dem Ende des 13. Jahr-
hunderts. Erst um diese Zeit macht sich ein Aufschwung der christ-
lichen Malerei bemerklich, der mehr als eine zufällige Äusserung
eines vereinzelten Talentes, mehr als eine gewisse Geschicklichkeit
einer beschäftigten Schule, und darum mehr als vorübergehender
Natur war. Man kann sagen, dass im allgemeinen die Malerei
vom 3. Jahrhundert n. Chr. durch ein Jahrtausend hindurch in
beständigem Niedergange begriffen, lediglich ein Ausleben des
amikän Erbes darstellte, welches, wenn zeitweise ein Stillstand in
diesem Prozesse eintrat, zumeist nur ein Erstarren auf einer ge-
wissen Stufe war, und sich nur selten mit einem frischen, aber
im ganzen erfolglosen Belebungsversxlch verband. Die Malerei
blieb im Mittelalter das Aschenbrüdel unter den Künsten,
während der Architektur die ansehnlichsten und auch der
Plastik nicht unbedeutende Erfolge beschieden waren.
Gerade da, wo wir das früheste Wiedererwachen f1nden,
waren die vorausgegangenen Zustände am hoffnungslosesten ge-
weseh, Noch um die Mitte des 13. Jahrhunderts lastete auf der
Malerei Italie ns der Bann des abgelebtesten Byzantinismus oder
aber eine Barbarei und Verwilderung, wie sie in Deutschland und
Frankreich schon von der romanischen Periode an, noch mehr
aber seit dem Auftreten der Gotik selten war. Längst Zum
Handwerk geworden, hatte die byzantinische Musivkunst auch
dadurch keine neuen und lebensfähigen Impulse gewonnen, dass
Abt Desiderius III. von Montecassino, der erste nennenswerte
Mäcen Italiens, um 1070 die byzantinischen Techniken wieder
auffrischte und sich für seine Unternehmungen im Stammkloster
selbst wie in dessen Sprengel einiger in Konstantinopel arbeitender
oder geschulter Italiener und vielleicht auch Griechen bediente.
Ebensowenig gelang dies durch die Thätigkeit der Normannen-
Reber, Geschichte. 1