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Die
Malerei
niederländische
des
Jahrhunderts.
Was endlich die Miniaturkunst der Niederlande betrifft,
aus welcher am Anfange des 15. jahrhunderts die Tafehnalerei
der van Eyck und des Rogier van der Weyden hervorgegangen,
so ergiebt sich unzweifelhaft, dass im Laufe des Jahrhunderts
umgekehrt die Tafelkunst der Miniaturmalerei das Gepräge gab. In
der Regel liessen sich jedoch die Thfehnaler nicht dazu herab,
Bücher zu illuminieren, und wenn ein Simon von Valenciennes
(T 1489) sich mit beidem befasste, so blieb er als Illuminator im
Gebiet der Tafelmalerei untergeordnet. Leider sind die meisten
der erhaltenen Prachtcodices ohne Künstlernaunen, und Wenn sich
ein solcher iindet, wie Wilhelm Wyelant im zweiten Band der
Chronik des Hennegau, oder Jacques Undelof im Gebetbuch
Karl des Kühnen von 1465, jetzt in Kopenhagen, so überragt;
deren Arbeit keineswegs jene der ungenannten Nerlichtersf
(Enlumineurs). Wir nennen davon das um 1430 mit nicht
weniger als 2 500 lllustrationen geschmückte wvBrevier des Herzogs
von Bedfordx in der Nationalbilvliothek zu Paris, die wChronik von
Jerusalema und den wGerard von Roussillon-x von 1447 in Paris,
die gleichzeitige wChronik des Hennegaur in Brüssel, das xLeben,
der hl. Katharinzm von 1457 in Paris, die wComposition de la
Sainte Ecriturea von 1462 in Brüssel, die xChroniken Froissartsx in
Breslau, vLa Toison d'or(( von 1468, wLa Heur des hiStOiICSa und
SLe livre de l'arme contemplativex in Brüssel und die in der Zeit
Memlings entstandenen Gebetbücher zu Turin, Wien und München__
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts endlich scheint das Prachp
werk entstanden zu sein, das als die Schäpfung der Miniaturisten
Lievin van Lathem und Gerard van Horenbout unter dem
Namen Breviarium Grimani Din der Markusbibliothek bewahrt
wird. Jedenfalls überdauerte die Kunst solcher Prachtbücher die
Erfmdung der Buchdruckerkunst um mehr als ein halbes Jahr-
hundert.
Bei dem engen Zusammenhang, in welchem seit Ludwig IX_
oder wenigstens seit Karl V. von Frankreich die Miniaturmalerei
der Niederlande mit jener Frankreichs stand, dürfen hier auch
einige etwas isolierte Künstlergestalten angefügt werden, welche
um die in Rede stehenden Zeit in Frankreich thätig waren. In
erster Reihe Jean Foucquet aus Tours. Von Haus aus
Enlumineur und als solcher im Dienste des Künigs Ludwig XI,
lässt er sich in dem franzüsischen vFlavius Josephusa der National-
bibliothek zu Paris, in dem franzüsischexx vBoccaccioa der Bibliol
thek zu München und insbesondere in den wI-Ieures des Etienne