Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

holländische 
Die 
Schule. 
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Tafel wird der Graf, welchen des Kaiser-s angebliche Gemahlixx 
ans Rache des Angriffs auf ihre Tugend bezichtigt, enthauptet, 
auf der zweiten unterzieht sich des Grafen treues Weib dem Ordal, 
und erhärtet mit dem glühenden Eisen in der Hand die Unschuld 
des gemordeten Gatten. Der Künstler ist der dramatischen Bewäl- 
Wältigung des Stoffes nicht gewachsen, und Wenn es auch in den 
schwermütigen Käpfen nicht an Empündung fehlt, bleiben doch 
die Figuren und die Handlung steif und leblos. Auch die übrigen 
nach Massgabe der erwähnten Arbeiten ihm mit mehr oder weniger 
Sicherheit zuzuteilenden Gemälde in S. Peter zu Läwen. in der 
Kathedrale zu Brügge, oder in den Samlnlungen zu München, 
Nürnberg und Frankfrxrt a. M. teilen die berührten Qualitäten. 
Von einer direkten Nachfolge Dirck Boutsj wie überhaupt. 
von einer F ortsetzung der Haarlemer Schule des 15. Iahrhunderts 
wissen wir nichts Sicheres und überhaupt keinen Künstlernarnen. 
Der Meister des Bildes der vVermählung Mariäcc im Prado zu 
Madrid darf als ein vielleicht jüngerer Schüler Ouwaters neben Dirck 
Bouts gestellt werden, wie nicht minder der wohl noch spätere Maler 
der besonders durch den landschaftlichen Hintergrund ausgezeichneten 
wErWeckung des Lazarusa im Besitz von R. V. Kauflnann in Berlin. 
Später wurde die holländische Kunst in Zeichnung und 
Komposition der Figuren noch trockener und verlor auch an 
kOIOIiSIiSChEIII Reiz. Dies zeigt namentlich jan Ioest van 
Haarlem, den wir vorzugsweise aus Calcar kennen, wo er von 
1505-1508 thätig War. Ein anderer holländischer Meister, Gerard 
Dravid aus Oudewater dagegen wird seiner heimatlichen Schule 
ungetreu, begiebt sich unter Memlings Einüuss und erscheint seit 
1484 fast vierzig jahre in Brügge thätig. Seine zwei für die 
Schüffenkammer des Rathauses in Brügge 1498 vollendeten Tafeln 
mit der Legende des Künigs Kambyses und des bestechlichen 
Richters Sisamnes, jetzt in der Akademie zu Brügge, zeigen indes 
Reminiscenzen beider Richtungen. Später giebt er mehr einen 
verwaschenen Memlingismus, der an" den weiphelz geschmack- 
vollen Formen des Meisters festhält, das Kolorit jedoch abschwächt. 
S0 die vMadonna. mit Heiligen, Engeln und Stifternzc, von dem 
Künstler selbst 150g den Karmeliterinnen zu Brügge geschenkt, 
jetzt im Museum zu Rouen. Dadurch, dass sich die Madonnen- 
gestalt mehr Qder weniger genau wiederholt, wie durch sein ab- 
geblasstes Kolorit lässt dieses beglaubigte Werk mehrere andere mit 
Sicherheit ihm zuschreiben, wie die vMadonnena im Muni- 
"cipalpalast zu Genua, in der Galerie zu Darmstadt, u. a. m.
	        
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