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Die
niederländische
Malerei
des
Jahrhunderts.
Lüwen übergesiedelt, wo er zwar erst 1460 erwähnt wird, al;)er
doch schon um 1450 sesshaft gewesen sein mag, da er mit einer
Läwenerin verheiratet, bereits 1476 seinen ältesten Sohn in die
Ehe gab. Sein Zusammenhang mit der Haarlemer Kunst scheint
durch gelegentliche Rückkehr in seine Heimat weitere Nahrung
gefunden zu haben, denn das jetzt xwarschwundene Altarwerk von
1462, welches van Mander in Leyden gesehen, war wohl schwer-
lich in Lüwen gemalt. Sicher jedoch sein Hauptwerk, der 1466
bis 1468 entstandene Sakramentsaltar für S. Peter zu Läwen, von
welchem das Mittelbild mit der Darstelhlng des xAbendmahlsr
sich noch an seiner ursprünglichen Stelle befmdet, während von
den vier Flügeltafeln, die vBegegnung Abrahams mit Melchisedeclm
und die vMzmnalesea: in die Münchener Pinakothek, das wPassab
mahla und die wwunderbare Speisung des Eliasa in die Berliner
Galerie gelangten. Der Maler zeigt in den Figuren eine ähnliche
Härte und Ungelenkheit wie Gerrit und steht in Bewegung und
Geberde dem Rogier bei weitem nach. Dafür aber ist die kolo_
ristische Behandlung der kalten Buntheit des Brüsseler Meisters,
wenn auch nicht den Schüpfungen J. von Eycks überlegen, harmo-
nisch, kräftig und tonig. Sein Bestes leistet indes der Künstler in der
Landschaft, worin er sich gern in Tagesstimmungen versucht und
sogar vor Dämmerungs- und Nachtbildern nicht zurückschreckt.
Dieselben Gebrechen und Vorzüge zeigt auch das küstliche kleine
Triptychon mit der 1a Anbetung der Künigea im Mittelbild, Hohanneg
Baptista. und Christophorrlsx auf den Innenseiten und den sta-
tuarischen Grisaillen der whh. Katharina und Barbaraa an den
Aussenseiten der Flügel, jetzt in der Pinakothek zu München,
Die Wunderbar zarte Ausführung benimmt nichts von der hülzernen
Steifheit der Mittelgruppe, aber wie die Flusslandschaft des Chri_
stophorusbildes von packender Dämmerungsstimmung, so ist der
sommerliche Mittag auf dem Johannesbilde mit der Gebirgsfern-
sicht von einer bis dahin unerreichten Schänheit, Wahrheit und
Luftwirkung, so dass wir keinen Anstand nehmen, das letztere Bild
als das erste vollgiltige Landschaftsbild nicht bloss der Niederlande,
sondern der ganzen Kunst des fünfzehnten jahrhunderts, und somit
Dirck Bouts als den Begründer der Landschaftsmalerei zu bezeichnen.
Der Altar von Lüwen hatte dem Künstler die Ernennung
zum Stadtmaler und einen Auftrag für das Stadthaus von Lüwen
verschafft, mit welchem die Väter der Stadt mit den Brüsseler
Rathausbildern Rogiers zu wetteifern gedachten. Zwei der 'l'afeln,
die vLegende des frommen Grafen am Hofe des Kaisers Otto 111.4;
darstellend, sind im Museum zu Brüssel erhalten. Auf der einen