Die
holländische
Schule.
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Haarlem befand. Den frühesten Künstlernamen Albert van
Ouwater kannte man bisher nur durch C. van Mander, der von
diesem Maler ein grosses jetzt verschollenes Altarwerk in der Haupt-
kirche zu Haarlem und ein Bild- der wAuferweckung des Lazarusa
rühmt. Seit das letztere durch Bode wieder aufgefunden und der
Berliner Galerie zugeführt wurde, ist die Vermutung Wesentlich
bestärkt worden, dass Albert wiihrend des Aufenthaltes Jan van
Eycks im Haag gelernt habe. Das zweijährige Verweilen Jans
daselbst von 1422 bis 1424 konnte hiezu ausgereicht haben,
auch wenn Albert ausser stande wär, seinem Meister bei dessen
Verzug nach Lille zu folgen. Jedenfalls konnte Albert von
Ouwater von Jan van Eyck den ihm selbst eigenen Vorzug nicht
entlehnen, welchen C. van Mander und, wenn Alberto da Or-
lando mit Albert van Ouwater identisch ist, auch der Anonymus
des Morelli nach dessen einst bei Cardinal Domenico Grimani in
Venedig befindlichen Bildern hervorhebt, nämlich die trefHiche
Wiedergabe der Landschaft. Dus einzige erhaltene Werk kann
dies als Interieur-Bild freilich nichti bestätigen.
Es scheint in der That, dass die Landschaft von vornherein
als die Domine der Holländer zu betrachten ist, denn was wir
bei Albert van Ouwater als Vorzug nur rühmen hüren, finden wir
bei seinen Nachfolgern durch eigenen Augenschein. Zunächst
bei Gerrit van Haarleln, genannt Geertg en tot S. Jans, einem
frühverstorbenen Schüler Alberts. Von seinem Kreuzaltar der
Johanniterkirche zu Haarlem haben sich zwei Iflügelstücke in der
kaiserlichen Galerie zu Wien erhalten: Die wBeweinung des Leich-
nams Christie und Darstellungen nus der wJohanneslegendex,
die Bestattung des Täufers, die Verbrennung seiner Gebeine durch
Julian den Apostaten und die Übertragung seiner Überreste nach
Akkori, in einer Landschaft verbunden, wiedergebend. Daran reiht
sich die wAllegorie des Sühnopfersa in der Galerie zu Amsterdam und
der Flügelaltar i1n Rudolphinum zu Prag, mit der sAnbetung der
Künigez (KLB. 386) im Mittelbilde und den xbeiden Stiftern mit ihren
Patronen Julian und Adriancr und der rückseitig in Grisaille
gemalten xVerkündigungx auf den Flügeln. An all diesen
Bildern erscheinen die hageren Figuren unbeholfen in der Form-
gebung und hülzern in der Bewegung, die Landschaft dagegen
durch unmittelbare Naturbeobachtung und tonige Stimmung von
grossem Reiz.
Zweifellos aus derselben Schule wie Geertgen ist Dierik
Bouts entsprungen. Durch seine ältere Bezeichnung Dirck van
Haarlem seiner Herkunft nach gesichert, ischeint er frühzeitig nach
Reber, Geschichte. S