Brabantische
Schule.
III
sein, nämlich Hans Memling. Wann er von seiner Geburtsstadt
Mainz den Rhein herabgekolnmen, wissen wir freilich nicht,
wenn auch, noch ehe man seinen Geburtsort kannte, durch den
konstanten Gebrauch des Namens ,Hans' statt seine deutsche
Herkunft zweifellos erschien. Ebenso ist zweifelhaft, ob er schon vor
seiner Ankunft in Brüssel zu Küln geweilt und dort gelernt hat, oder
erst später dahin gelarmgte, jedenfalls kzmnte er Küln nach den
Ansichten am Ursulaschrein zu Brügge. Seine Schule in Rogiers
Atelier ist ziemlich sicher, denn seine AuHassung der Figuren wie
der Landschaft stimmt damit überein, wie auch die Malweise,
namentlich die grauen Schatten im Gegensatz zu den bräunlichen
der van Eyck. Überdies begegnet er sogar- in gemeinsamer Arbeit
mit Rogier, denn in dem Inventar der Erzherzogin Margaretha
erscheint ein Altärchen mit der wBeweinung Christia von Rogier
und einer wVerkündigunga auf den Flügeln von wMeister Hanse.
Doch folgte 61' seinem Lehrer keineswegs in unselbständiger Weise.
Denn er versetzt den drarnatischen Realismus Rogiers mit einem
mehr. lyrischen oder mindestens idyllischen Element, und weiss
damit eine Amnut, Innigkeit und ein Schänheitsgefühl zu ver-
binden, wie es seit Huybrecht van Eyck keinem niederländischen
Maler innewohnte.
Wenn das grosse Triptychon des wjüngsten Gerichtsu in der
Marienkirche zu Danzig von 1467, welches der Danziger Kapitän
Paul Benecke auf einem englischen nach Italien bestimmten (P)
Schiffe erbeutete, wirklich von Memling gemalt ist, so hätten wir
darin sein frühest datiertes unter 'den erhaltenen und ein noch
ganz mit Rogiers jüngstem Gericht zu Beaune zusammenhängendes
Werk zu erkennen. Eine ähnliche Abhängigkeit zeigt auch das
als Memling freilich eberlsowenig gesicherte und vielleicht-noch
frühere Diptychon mit einem Kalvarienbild und dem Bildnis der
Stifterin, welche nach dem Wappen Johanna, T ochter Karl VII.
von Frankreich, sein kännte. Ihnen schliesst sich ein gesicherteres
xMadonnenbild mit dem Stifter und. dessen Patron Antonius
Eremitaa von 1472 in der Liechtenstein-Galerie zu Wien (K1.
B. 355) an. Hüher stehen die zahlreichen meist bezeichneten
Werke seiner Hand im Museum des Johanneshospitals in" Brügge,
unter welchen besonders zwei Triptychen von 1479 hervorragen.
Zunächst der Johannesaltar, gestiftet von Jaeob de Keuninck und
Anton Seghers, Agnes Cazembrood und Clara van Hultem, mit
der wVermählung der hl. Katharina, der hl. Barbara und den
beiden Johannesa im Mittelbild (K1. B. 601), der vEnthauptung des
Täufersa und der xVision des Evangelisten johannesx auf den