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Die
Malerei
niederländische
des
Iahrhunderts.
kann, ergiebt sich der Zusaznmenhang lediglich aus dem Um-
stande, dass er seit Jan van Eycks T ode in Gent sesshaft er-
scheint. Sicherer wird die Hieherbeziehung des gleichfalls in
Gent thätigen Hugo van der Goes durch ein erhaltenes be-
glaubigtes Werk, nämlich das grosse Triptychon in S. Maria
Nuova in Florenz, das von Tommaso Portinari für die genannte
Spitalkirche bestellt worden war, und im Mittelbilde die vAn-
betung der Hirtenar (K1. B. 151), auf den Flügeln die xStifterfamilie
mit ihren hhl. Patronene darstellt. Der Realisnlus Jans erscheint
hier schon zu Trockenheit und Leere erstarrt, wie auch des
Meisters koloristische Fähigkeiten zu kalter Tonlosigkeit verblasst
sind. Dieselben Schwächen finden sich auch auf der jenem Floren-
tiner Bilde verwandten xvetkündigungx in der Pinakothek zu
München (K1. B. 19) Dass van der Goes auch im Bildnis den
Spuren Jans folgte, zeigen die Stifteriiguren des Portinaribildes,
wie das diesen gleichartige xBildnis des Kardinals von Bourbonx
im Germ. Museum zu Nürnberg (K1. B. 343). Der seiner Zeit
hochgeschätzte Meister hatte sich, trübsinnig geworden, 1475 in
das Rooden Clooster bei Soignie zurückgezogen, wo er 1482 starb.
Noch mehr aber als alle Genannten steht dem 1nutmass-
lichen Haupt der Schule nach Joest van Gent, welcher mit
Grund sein Vaterland verliess und schliesslich bei Federigo du
Montefeltro zu Urbino ein Asyl fand. Nach seiner jetzt in der
Gemäldegalerie des herzoglichen Schlosses zu Urbino bewahrten
grossen Altartafel mit der vEinsetzung des Abendmahlsa würde er
trotz eigenartiger Auffassung des Gegenstandes kaum den Vor-
stehenden angereiht werden, wenn nicht die sonstige Dürftigkeit
der Nachrichten über die Schule dazu Raum gäbe. Ülnrigens ist
anzunehmen, dass dieses Bild der sonstigen niederländischen Sorg.
falt aus dem Grunde entbehrt, weil der Künstler sich Wohl Mühe
gegeben haben wird, sich der breiteren Pinselführung seiner italieni_
schen Zeitgenossen anzupassen.
Brabantische
Schule.
Die frühere Annahme, dass die ganze niederlälzdische Kunst des
15. Jahrhunderts aus der unmittelbaren Schule der van Eyck hervor-
gegangen, wurde von der Urkundenforschung nicht bestätigt, wenigstens
nicht in Bezug auf Brabant. Denn da Rogier van d er Weyden
schon seit März 1426 in seiner Vaterstadt Tournay bei dem
Maler Robert Campin als Lehrling erscheint und bei diesem bis