Die
niederländische
Malerei
des
Jahr-
hunderts.
Flandrische
Sehule.
Über ein Jahrhundert war seit Cimabues Auftreten in Italien
vergangen, als endlich auch nürdlich von den Alpen die Malerei
begann, sich ans den mittelalterlichen Gepflogenheiten aufzuraifen.
Seit in den nordischen Ländern die Wandmalerei durch die Gotik
den Boden verloren, war die monumentale Kunst zur ornamentalen
Dekoration verschrumpft. Die Glasmalerei vermochte sie nicht
entwicklungsfähig zu ersetzen, denn die ihr von vorneherein anh
haftenden technischen Fesseln konnten und sollten nicht über-
wunden werden. S0 stand, da. das Tafelbild noch wenig begehrt
wurde, im 14. Jahrhundert die Miniaturkunst als das Hauptfeld
malerischer Thätigkeit da, jedoch noch immer in den meisten
Schreibestuben dilettantisch, und nur an wenigen Hüfen eigentlich
künstlerisch geübt.
Die wenigen zu Ende des 14. Jahrhunderts existierenden
nordischen Tafelbilder, mithin das Kunstgebiet, Welchem in der
Folge eine so bedeutermde Rolle zufallen sollte, waren zumeist
dekorativer und mobiliarer Natur, Vorsatzstücke, welche wie die
Antependien und bis zu einem gewislsen Grade auch die Super-
frontalien als Ersatz plastischer Schreinzierden in Holz- und
Metallarbeit zu gelten hatten. lhre Ausführung oblag den Schild-
und Bannermalern oder auch gelegentlich den Miniaturisten, so
dass sie entweder derb und roh, oder aber kleinlich geraten
mussten. Dabei drängte die Absicht, plastische Werke zu er-
setzen, zur Inxitation derselben, der dominierende Eindruck der
Glasgemälde aber zur Steigerung der Farbenschünheit.
Speziell in den Niederlanden, wo die Miniaturmalerei im
14. Iahrhundert vor allen Ländern arn schünsten erblüht war,