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Die
Malerei
im
Italiens
Quattrocenlo.
auch Gentiles letztes, erst von seinem jüngeren Bruder vollendetes
Werk wdie Predigt des hl. Marcus in Alexandriemc, aus der
Scuola di S. Marco in die Brera-Galerie gelangt. Der Meister
starb 11m 23. Febr. 1507.
Die hächsten Ziele seiner Zeit erreichte aber erst Gentiles
Bruder Gi o vanni B ellin i. Seine frühesten Werke zeigen die
V erbindung des väterlichen Unterrichts mit nmntegnesker Richtung,
wie uns dies an dem wHieronymusa (K1. B. 176) und dem pÜlberge;
in der Nationalgalerie zu London und an den Pietä-Bildern der
Galerie Lochis-Canzrra zu Bergamo, in der Brera zu Mailand, in
der Galerie zu Berlin (K1. B. 82) und im hhmicipalpalast zu Rimini
(K1. B. 128) entgegentritt. Die Abrundung und der vornehme
Formenreiz, den seine Kunst mit dem sMadonnen- und Heiligen-
bildx von 1472 in S. Giovanni e Paolo gewinnt, steigert sich
jedoch mit dem Erscheinen des Antonello da Messina in V enedig,
dessen Maltechnik Giovanni mit einem Erfolg erfasst, welcher der
ganzen venetianischen Malerei der Folgezeit die Bahn wies. In
der vneligiüsen Allegoriea der Ufüzien (K1. B. 572) und einer Reihe
von Madonnenbilderrl zur vollen Beherrschung der Oltechnik ge-
langt, feiert er mit der sKrünung Mariensr: in S. Francesco zu
Pesaro, in der wTr-ansüguratiom des Museums zu Neapel, nament-
lich aber in der wrNIadonna mit Heiligemc von S. Giobbe, jetzt in
der Akadernie zu Venedig, wahre Triumphe sonniger Lichtwirkung.
Zehn Jahre, nachdem Giovanni, anlässlich der 147g erfolgten
Berufung seines Bruders nach Konstantinopel, an dessen Stelle
im Dogenpalnst getreten war, konnte darüber kein Zweifel
mehr sein, dass er diesem wie dem Alwise Vivarini entschieden
überlegen war. Vielleicht weniger durch seine offiziellen Arbeiten
im Gran Consiglio, die er übrigens auch vernachlässigte, und
deren Verlust uns kein Urteil mehr ermäglicht, als durch
weitere Nladonnenaltäre in der Akademie (1487) und in S. Maria
ai Frari (1488), welche hinsichtlich des Adels der Hauptgestalten,
der individuellen Lebendigkeit der Nebenüguren, der vollen Farbe
und der YVeichheit der Übergänge, kaum mehr zu überbieten waren.
Die wTaufe Christia in S. Corona in Vicenza von 1501 zeigt
dzmn ausserdem den Weg zur vollen Modernität im Sinne eines
Giorgione und Tizian bereits betreten, welche auch in der wMa-
donna mit dem geigenden Engel, wie den vhh. Petrus und Katharina,
Hieronymus und Luciaa, 1505 für S, Zaccaria. gemalt, in vollendeter
Meisterschaft der Licht- und Schattenverteilung, breiter Modellierung
und genialer Pinselführung ganz erreicht ist. In diese Zeit gehürt
nnch das wBildnis des Dogen Leonardo Loredanoa in der National-