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Die klare, harmonische Anlage der christlichen Basilika, wie sie neben
dem Centralbait alle Wandlungen der kirchlichen Baukunst als Grundform durch-
dringt, konnte kaum empfindlicher berührt werden, als durch den Zusatz eines
Baugliedes, welches dem Anfang des Baues eine dem Ende desselben gleiche
Form gab und so den Unterschied zwischen der Plingangsseite und dem Ziel-
punkte des Ganzen, dem Sancttiaritlm, aufhob." Diese Veränderung der einen,
den Eingängen gewidmeten Schmalseite des Kirchenkörpers wurde hervorgerufen
durch die Anlage einer zweiten Apsis, und diese Neuerung hat den betreffenden
Monumenten den Namen ndoppelchörige Kirchen" erworben.
An Erklärungsversuchen dieser wenn auch in einer bestimmten Periode
nicht seltenen, so doch immerhin abnormen Anlage hat es zwar bisher nicht
gefehlt, und manche dieser Deutungen hat bei diesem und jenem Monument
das Richtige getroffen, aber überall begegnen wir dabei dem Missgriff, dass
ohne Bedenken das bei der Untersuchung des einen Monumentes gewonnene
Resultat sofort auf die sämmtlichen übrigen gleichgestalteten Denkmäler über-
tragen wird, anstatt diese in gleicher Weise einer Blinzelunterstlchtlng zu unter-
ziehen. Diesen letzteren Weg wollen wir im Folgenden nach einigen einleitenden
Bemerkungen betreten.
Wir haben angedeutet, wie die Anlage eines doppelten, d. h. eines öst-
lichen und eines westlichen Chores als störendes Element für jedes feinere
architektonische Gefühl sich erweisen muss, indem sich dadurch im klar ge-
ordneten Kirchenkörper ein Zwiespalt fühlbar macht, so dass wir berechtigt
sind zu glauben, es könne nur ein inneres Bedürfnisss des Cultus, eine Forde-
mng des kirchlichen Ritus oder etwas Aehnliches zu dieser architektonischen
Ausnahmebildung oder, wie wir in vielen Fällen sagen können, Missbildung
verleitet haben. Beim Eintritt in das Innere einer Kirehe wird unser Auge
Sofort und lediglich auf das Sanctuarium, den Chor gelenkt, mag er sich, wie
Beiträge zur Kunstgeschichte. V, I