Doppelchöre
Nonnenklöstern.
gelegte grosse rXpsis ist nach Kugler etwa in der Spätzeit des elften Jahr-
hunderts hinzugefügt. Kugler sehliesst dies theils aus dem Charakter des
Kämpferprofils ihres Stirnbogens, theils aus Einrichtungen, welche bestimmt
gewesen zu sein scheinen, die vorderen Arkaden der Empore mehr nach
Westen zurückzuversetzen. Die Krypta, welche die Reliquien des heil. Marcus
birgt, setzt Kugler in die erste Hälfte des zwölften Jahrhunderts.
Wie die Westapsis von (äernrode, so gehören auch diejenigen von Driibeek,
von Hersfeld, von llsenburg, von Westergröningen und Huyscsburg dem Ende
des elften oder dem Anfang des zwölften Jahrhunderts an.
Die Stiftskirche zu Drübeck am Harz setzt Kugler nach ihrer ersten
Anlage noch in die zweite Hälfte des elften Jahrhunderts, wohingegen andere l)
den westlichen 'l'hurmbau mit der Apsis auf Grund ihrer zierlichen Lisenen-
bildung, des Bogenfrieses und anderer Einzelheiten dem zwölften Jahrhundert
zuschreiben. Ein Plmporeneinbatr kann hier, nach Otte 2), höchstens in einer
Holzdecke bestanden haben, da die Fenster sehr dicht tibereinander sitzen.
Diese Stellung der Fensterbestimmte Kugler, auch in der ihm als ursprünglich
erscheinenden Westapsis von Huyseburg eine ehemalige Empore anzunehmen,
„zur Theilnahme der bei diesem Kloster wohnenden weiblichen lnclusen am
(lottesdiensteail) l)ie Stiftskirche zu Ilsenburg zeigt an der Aussenseite
des westlichen Vorbaues über dem jetzigen Portale Spuren einer grossen Nische,
über die nichts Näheres mehr bekannt ist. In der Benedictinerstiftskirche zu
I-Iersfeld endlich begegnen wir am Westende des in Ruinen liegenden Baues
ebenfalls einer über der Eingangshalle angelegten Empore, welche nach Westen
mit einer Apsis schliesst; wahrscheinlich gehört letztere einem Neubau der
Kirche von 1144 anß)
Das (äemeinsame aller dieser Bauten in Bezug auf ihren Westabschluss
ist weniger in der Apsis zu suchen, als in dem Emporeneinbatl. Diesen fanden
wir von Essen und Gernrode an in zahlreichen Klöstern, ohne dass sie alle
zugleich auch eine westliche Apsis aufwiesen; wo wir aber der letzteren be-
gegneten, lag sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht im ursprünglichen Bau-
plane, sondern ergab sich als späterer Zusatz, der durch das schon in der
Einleitung erwähnte Bedürfniss hervorgerufen wurde, für die Nonnen einen ge-
sonderten Chorgottesdienst zu ermöglichen in diesem innerhalb der Clausur
gelegenen westlichen Theil der Kirche.
Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen der einzelnen doppcl.
chörigen Kirchen zusammen, so wird sich uns zunächst das Eine feststellen;
Mittelalterliche Baudenkmäler Niedersachsens. 1, S I45 f.
a. a. O S. 181. Anm.
Kleine Schriften, Bd. l, S. 611 Ff. Baukunst Bd. ll, S. 334-
Lotz im Correspondenzblatt des Gesammtvereins deutsch. Geschichtsvereixxe, 1858.
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