Doppclchö
rige
Kirchen
VOlTl
elften
vierzehnte
Jahrhundert.
herrühren. Ueber die ursprünglichen Chorschlüsse sind die Meinungen sehr
getheilt. Dass sich an das östliche Querhaus unmittelbar eine Apsis an-
geschlossen habe, will man durch ßtusgrabtmgen erwiesen haben, und man
glaubt, dass der westliche Chorschluss in gleicher Weise gebildet war. 1) Die
1193 erfolgte Heiligsprechtrng Bernwards soll die Pirbauung der westlichen
Krypta und zugleich die Verlängerung der beiden Chöre veranlasst haben.
Diese Notiz nöthigt uns, auch schon für Bernwards Bau einen westlichen Chor
zu postuliren, für den zudem das westliche Querschiff spricht. Die in der
zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts erwähnte Benutzung des West-
chores für die Abendandachten haben wir in der" hlinleitung erwähnt.
Einfacher im (ärnndplan, ohne westliches (Querschitf, ist die von 1133 bis
117 3 erbaute Kirche St. Godehard. Sie zeigt zrvischen den Westthttrmen eine
zweigeschossige Kapelle mit flacher Apsis. l)as obere Geschoss enthält das
Oratorium des heil. Godehard, das untere die 1187 geweihte Kapelle der
heil. Magdalena. Dass, wie ()tte glaubt, die zur Zeit der Erbauung von
St. Godehard in der Restauration begriffene Michaelskirche auf die Gestaltung
der ersteren eingewirkt habe, ist nicht unwahrscheinlich, zumal sich hier ein
gleicher Anlass, die Verherrlichung eines grossen Bischofs, darbot.
Noch zwei Kirchen des sogenannten Uebergangsstiles schliessen sich hier
an, das Münster zu Bonn und der Dom zu Münster. Die Geschichte des
Ersteren liegt leider gänzlich im Dunkeln. Hinsichtlich der Technik erscheint
der Einbau der tlachrtrnden Apsis in den alten thurmartigen Vorbau der West-
seite als letzter Theil des in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts
errichteten Baues.
Der Dom zu Münster 3) zeigt wieder die grossartige Anlage eines
(loppelten Querschiffes. Vor das westliche legen sich zwei quadratische 'l'hürme,
die einen gleichfalls quadratischen Chor begrenzen, welcher den Namen uralter
Chors: trägt. Der ganze Bau datirt von 1225-431. Auch hier soll der west-
liche Chor ehedem für den Pfarrgottesdienst eingerichtet gewesen sein. Förster
macht darauf aufmerksam, dass das jetzt geschlossene grosse Portal in der
Westfronte, wenn es ursprünglich ist, der Benennung Halter Chor" offenbar im
Wege steht.
Von einigen entlegenen läeisirielen doppelchäiliger" Anlage, die wir hier
I) Auf der Grabplatte Bernwards (s Germanisches Museum in Nürnberg, Kreuzgang
Nr. 27) trägt der Bischof in der Linken das Modell einer Kirche, an der deutlich beide (Juror-
schiffe nait den vorgelegten Rundthürmen und den Viernngsthiirrneu, sowie eine Chorseite mit
drei Apsiden zu erkennen sind; vom zweiten Chor ist eine der Ncbcnapsiden und der Anfang
des, ebenso wie an der andern Schmalseite, zwischen der Vierung und der Apsis befindlichen
oblongen Raumes sichtbar, des Uebrige ist leider verdeckt.
z) Orte, a. a. O. S. 387.
3) Lübke, Die mittelalterliche Kunst in Westfalen. S. 131.