Doppelcluärige
Kirchen
V0 T11
elften
vierzehnte
Jahrhundert.
linden wir im Dorn zu Nairniburg. Wenn Förster, der ebenfalls beide Kirchen
mit Rücksicht auf den Westchor vergleicht, behauptet, die Anlage eines (jhores
sei wesentlich bedingt durch die darunter beündliche Krypta, und ein zweiter
Chor nur die Folge einer zweiten Krypta, so wird nach den Beispielen von
Ccntula und anderen Kirchen der Ausdruck „nur die Folge" wohl besser in
"häufig die Folge" zu ändern sein. Dagegen wird auf (lrund der ausführ-
lichen Darlegung bei Puttrich jeder der Annahme Försters beistinnnen, dass
der Naumburger Dorn im Westen ursprünglich anders geschlossen gewesen sein
muss, als durch den jetzigen, frühgothischeil Chor. Die an den Westthtirmeir
sichtbare Fuge deutet klar auf einen Mauerabbruch. Försters Vermuthung,
dass ursprünglich die Absicht bestanden habe, zwischen den beiden West-
thürmen die Kirche abzuschliessen und hierher den Haupteingang zu verlegen,
wird unterstützt durch die von Förster mitgetheilte Stelle aus einer alten Dom-
beschreibung, welche die Plinweihuirg derart schildert, "dass zu derselben nur
ein Portal passt, wie es die Kirche jetzt nicht hat und wie es wahrscheinlich
vor der Erbauung des Vliestchores an der Westseite bestanden". Ueber Be-
stimmung und Plrbauungszeit des jetzigen Westchores sind wir durch einen im
Nauniburger Doniarchiv autbewahrten Brief des BischofsDietrich, vom jahre 1249,
genau unterrichtet. 2) Darnach hat dieser Bischof den Westchor erbaut „zu1n
Ehren- und Grabdenkmal der Stifter und ersten Förderer des DOmGS und ihn
mit diesen unter den besonderen Schutz der Madonna gestellt", wie noch
heute sein Name "Marienchor" bezeugt.
Für zwei jetzt zu behandelnde Monumente, die Kirchen St. Michael und
St. Godehard in Hildesheim, könnten wir eine Anknüpfung an den Anfang
unserer Untersuchung darin finden, dass wir uns wieder einer jener grossen
Abteien des Benedictinerorclens nähern, dessen Thätigkeit auf dem Gebiete
der Baukunst Jahrhunderte hindurch tonangebeird war. Der Bautradition dieses
Ordens schreiben wir auch hier den äusseren Anlass zur doppelchörigen An-
lage jener beiden Kirchen zu, wobei ein specielles lokales Bedürfniss diese
abnorme Form mag als wünseheriswerth haben erscheinen lassen. l)ie ältere
Kirche, St. Michael, ist von Bischof Bernward (993-1002) erbaut. Die
Chroniken jener Zeit beschäftigen sich im Ganzen mehr mit der Schilderung
des kostbaren Kunsthandwerkes und den Plrzeugnissen der Kleinkunst wie den
plastischen Werken, die unter der Leitung des kunstsinxiigen Bernward ent-
standen, als mit der Beschreibung seiner architektonischen Schöpfungen. In
läeztlg auf die Michaelskirche haben technische Untersuchungen elwiesenit),
dass von dem Bernwardischen Bau die beiden Querschiffe mit dem Langhause
Denkmalc der Baukunst in Sachsen,
s. Förster a. a. O. Bd. IV, S. 1-9,
Kuglcr, Baukunst, lädrll, S. 369 ffÄ,
Ablheilung
393 ff,