VOlTl
Doppelchöre
achten
ins elfte Jahrhundert.
Seitensehiffes sein. Falls nun diese Säule, was Adler nicht angiebt, von jeher
in dieser Arkade gestanden, so nöthigt sie uns zur Annahme irgend eines sich
westlich vor das Langhaus legenden Bautheiles, der sich nach dem südlichen
Seitenschiff in den von jener Säule getragenen Arkaden öffnete. Dies kann
entweder eine Eingangshalle (was weniger wahrscheinlich) oder ein Querschiff
gewesen sein. Es würde sich dann die Westfaeade an Witigowos Bau ähnlich
der jetzigen gestaltet haben, und die rännahme einer Westapsis schon an jenem
Bau würde sich passend vereinigen mit der Anlage der erwähnten hoch ge-
legenen Michaelskapelle. ln der baulustigen Zeit des Witigotvo, in der auch
zur Vliestajisis in Oberzell der Plan gefasst wurde, wird man die Hauptkirche
des Klosters gewiss nicht dieses neuen Baugliedes, der zweiten Apsis habt-t"
entbehren lassen wollen. Ein westliches zweites Querschiff ist in jener Periode
freilich noch nicht bezeugt, es wird aber bereits 1048 erwähnt bei der Ein-
weihung eines Neubaues, der nova Marci basilica, d. h. des westlichen Quer-
schiffes nebst Apsis, in der Gestalt, wie wir beide mit wenigen Veränderungen
noch heute sehen. Dieser Neubau war vielleicht durch eine Feuersbrunst im
Jahre 1007 veranlasst und zugleich „mit Rücksicht auf die inzwischen sehr
gestiegene Verehrung der MRITILlSICllqLllCH als der Hauptrelitjuien des Klosters
zu einem stattlichen Westchorbau mit Kreuzschiff erweitert worden? VOR da
ab heisst der Chor ausdrücklich St. Marcuschor, und die Kirche erscheint jetlt
als "unserer lieben Frauen und St. Marx Münster." Vom Jahre 1048 an
haben wir also an der Bestimmung dieses Westchores nicht mehr zu zweifeln;
es bleibt nur die Frage offen, 0b erst die steigende Verehrung der Reliquien
des Marcus den Anlass zur Erbauung des Westchores gegeben hat, oder 0b
schon in dem Neubau Bernos nur ein bereits von Witigowo aufgenommeneS
Motiv wiederholt wurde.
Von der Reiehenau kehren wir jetzt nach dem Norden zurück. Wir unter-
suchten dort zuletzt den alten Dom von Cöln. Die doppelchörige Anlage
dieser Kathedrale war der directe Anlass zu derselben baulichen Eigenthtun-
lichkeit am Dom zu Bremen. Dort brannte der alte dem Petrus geweihte
Dom im jahre 1043 mit allen Klosterbauten völlig nieder. Erzbischof Beleli"
Alebrand begann einen prächtigen Neubauinach dem Vorbilde von Cöln, WO
er Domprobst gewesen war. l) I)ie Vollendung des Baues erlebte er nicht
mehr, sie blieb dem Erzbischof Adalbert vorbehalten. Dieser gab den Plfm
von Cöln auf und gedachte die Kirche nach dem Beispiele des Domes von
I) "Tuxta Schema et dispositionenl ecclesiae Coloniensig j Hcnricus WVolterus ap. Meibüm-
Ss. Rr. Germ. T. II, p. 35, bei Fiorillo, Geschichte der zeichnendelu Künste in Deutsch"
land, Bd. I1, S. 108, Anm. b. "Formam incoepit ad imtax" Col-nniensis (seil. ecclesiaßl"
Adam. Brelnenm, Historie. ecclesiastica ITI, 3, pag. 34, Bei Fim-illo m ;1_ ll, 5-1081
Anm. a.