bis
achten
VOIII
Doppelchöre
ins
elfte Jahrhundert,
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Länge der Kirche zu trennen, durch das Beispiel von Centula thatsächlich
widerlegt, während andererseits Schnaases Bemerkung, dass man zu diesem
Zwecke keiner zweiten Apsis bedurft hätte, eben durch die Beispiele von
Centula und St. Gallen durchaus bestätigt wird, da in beiden Kirchen der
Chor sich nicht in der Apsis aufstellen sollte, sondern in dem unmittelbar
davor belegenen quadratischen Raum.
I)en bisher untersuchten Kirchen schliessen wir hier am joasseirdsten den
alten Dom von Cöln an. Im Jahre 814, zur Zeit, als sich der Einiiuss
von Centula so rasch und weit über die fränkischen und die benachbarten
Benedictinerklöster verbreitete, begann man hier mit dem Neubau der alten
Kathedrale, und die uns überlieferte doppelchörige Anlage ist wohl lediglich
dieäenl Einfluss Centulas zuzuschreiben, der ja die gleichen Folgen in Fulda
und St Gallen aufweist. Die Widmung des Ostchores zu Ehren des Petrus und
des Westchores zu Ehren der Maria wird vielleicht wiederum auf dem Wunsche
beruhen, dem älteren wie dem neuen Schutzpatron gleiche Ehre zu erweisen. 1)
UIISeTe Untersuchung führt uns jetzt von Cöln rheinaufwärts zum Boden-
See llaCh de? "Augia dives", der Insel Reichenau, deren Benedictinerkloster
im Jahre 724 von Pirmin gegründet wurde. l") Von (len drei noch erhaltenen
Monumenten beschäftigt uns zunächst die kleine Kirche St. Peter und Paul
zu Unterzell oder Niederzell. In ihrer heutigen Gestalt erscheint diese am
nördlichen Ende der Insel belegene Kirche als dreischiffiger Bau mit drei
öSÜiChen, nach aussen geradlinig geschlossenen Apsiden und einer westlichen
Vorhalle. Nach Adler ist von dem westlichen Langhause der ganze Osttheil
zu trennen. Das höhere Alter des_ letzteren beweisen schon die beiden Thüren
hinter den Seitensehiffältären, welche Lirsprünglich ins Freie oder in einen Vorhof
geführt haben 8011611 Die jetzt die Nebenchöre vom Hauptchor trennenden
Mauern verwandelt Adler in je drei Arkaden mit Obermauern. So erhalten
Wir eine Kirche V0I1 Sehr kleiner Form, zu der die genannten Thiiren in der
Westmauer den Eingang bildeten, "Ihre Existenz in den Seitenschiffen be-
hindert aber bei der Kleinheit der Anlage die Annahme einer dritten Haupt-
thüT in der Westseite des Mittelschiffes. Es liegt nahe, statt der Thür eine
westliche Apsis anzunehmen." Diese Hypothese gründet Adler auf eine histo-
fische Thatsache. 1111 Jahre 799 liess sich der bisherige Verwalter des Bis-
thllmS Verona, Egille, im Kloster Reichenau nieder und gründete für sechs
Chorherren die Probstei St. Peter und Paul zu Niederzell. Nach seinem schon
302 erfelgten Tode Ward Egino in seiner Stiftung begraben, die er gleich
K
I) Orte, a._ a. o. s. 92- Anm
2) Wir stützen uns hier im Wesentlichen auf die Untersuchungen von Adler, in Erbkams
Zeitschrift für Bauwesen, 1869, Bd. I9. Atlas Tafel 6 5-69, sowie auf eigene Prüfung an Ort
und Stell;