XXXVI.
ITALIEN
wKztnalfähre bei Sta. Magheritaa und wAuf der PiQZCtIRe waren
Gegenstand enthusiastischer Bewunderung. Die ganze venezianische
Gesellschaft des Zeitalters der Goldoni, Gozzi und Casanova War in
diesem Bilde lebendig geworden und bewegte sich in der Pro-
menadenstunde auf dem glatten Fliesenpflaster der Piazetta vom
Dogenpalast zur Bibliothek, vom Marcusplatz zur Löwen- und
Theodorsäule auf und ab in wogendem Leben. Man lorgnettirte,
begrüsste chevaleresk die Königinnen der Schönheit. Der reizende
Wunderbau des Sansovino, die Loggetta mit ihren hellfarbigen
Marmorsäulen, schwarzgrauen Bronzestatuen und herrlichen Gitter-
thüren bildete den Hintergrund der stehenden und wandelnden
Gruppen, deren bunte Costüme sichmit den Marmor- und Bronze-
tönen zum schönsten coloristischen Bouquet vereinten. Favretto
hatte eine Art für sich, und obwohl zur Schule Fortunys gehörig,
war er doch kräftiger, gesunder als dieser. Er zeichnete als echter
Maler ohne allzuviel Fortunysches Feuerwerk. Seine fette, weiche
Malerei war die eines vornehmen Coloristen, stets geschmackvoll,
von exquisitem Ton und leichter, appetitlicher Mache.
Durch die andern italienischen Costümmaler wurde die von
Fortuny gespielte Scala nicht um neue Noten bereichert. Ihre meisten
Bilder sind nichtige, kokett spielende Tändeleien, zwar von meister-
licher Technik, doch so inhaltlos, dass sie dem Gedächtniss ent-
schwinden, wie Romane, die man während der Fahrt im Eisenbahn-
wagen liest. Viele haben keine grössere YVichtiglteit als Roben,
Mäntel und Hüte, die während ein paar Wochen der Saison von
den Damen getragen werden. Zuweilen ist die Bedeutung sogar
geringer, denn es gibt Modistinnen und Schneiderinnen, die mehr
Geschick haben, Falten zu legen und Farben zu nüanciren. Ein
Theilchen von Favrettos elegantem Geschmack scheint auf den
Venezianer Antonio Lonza fibergegangen, der zwischen die bunten,
malerischen "Trachten der Rococozeit gern noch die schimmernde
Farbenpracht orientalischer Teppiche, Fächer und Schirme mischt:
Japaner, die in koketten Rococogärten vor dem alten venezianischen
Adel sich als Gaukler oder Messerwerfer produciren. Doch das
Centrum dieser Costümmzllerei ist Florenz, die grosse Markthalle
dafür die Societa artistica, wo die jährlichen Ausstellungen statt-
finden. Francesco Vinea, Tito Conti, Federigo Andreotti und
Eduardo Gelli sind die eigentlichen Fabrikanten in Italien, die mit
Meissoniers, Gerömes und Fortunys Hilfe sich auf Scenen aus dem