Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

XXXVI. 
jede Schwierigkeit spielend löste, über Alles Farbenglanz breitete und 
dem sMalena etwas so Selbstverstandliches war, wie uns ortho- 
graphisch zu schreiben. Schon die Pariser WVeltausstellung 1878 
machte ihn zu einem berühmten Künstler und seitdem tönt sein 
Name dem italienischen Ohr als die Bezeichnung für etwas Neues, 
Unerwartetes, Wildes und Extravagantes. Das Wort Michetti ist gleich- 
bedeutend mit prächtigen Stoffen und blendenden Fleischtöncn, mit 
sich widerstreitenden, absichtlich gesuchten Farben, mit üppigen, von 
Sonne und Hitze umflossenen Frauenkörpern, mit phantastischen, in 
tollem Künstlerhirn erschaffenen Landschaften, sonderbaren, unge- 
wöhnlichen Rahmen, mit Dorfidyllen in glühendem Sonnenbrand. 
Es gibt keine todten Punkte auf seinen Schöpfungen, jeden Einfall 
zaubert er in prächtige Gestalten um. 
Ein zweiter Schüler Morellis, Eduzznlo Dallwvtltw, vollendete sein 
historisches Pensum mit einer Greuelscene a la Laurens vExcom- 
munication König Mälnffßdsa und wurde dann der Maler des Golfes 
von Neapel. Die wInsel der Sirenen (4 war das erste Erzeugniss seines 
nervös prickelnden, geistreichen Pinsels. Ein schrol-fer Felsen, der 
jäh in das blaue Meer fällt. Zwei antike Schiffe nahem sich, ohne 
der Sandbänke und Klippen zu achten. In gespenstischen Beweg- 
ungen strecken die nackten Weiber winkend die Arme aus, Ver- 
körperungen gleichsam des mörderisch schönen, wollüstig grausamen 
Oceans. Die See verrieth ihm allmählich alle ihre Geheimnisse, 
ihre sonderbarsten Combinzitionen von Farbe und atmosphärischen 
Eifecten, ihre Tmansparenz und ewig wechselnden Phasen von Ebbe 
und Fluth. Er hat den herrlichen Golf von Neapel in hellem, heissem 
Mittag und nächtlichem Dunkel, im Purpurlicht der sinkenden Sonne 
und in seltsam bunter Dämmerstimmung gemalt. Bald leuchtet und 
schillert er bunt und lustig in blauen, grasgrünen und violetten 
Tönen, bald scheinen ihm Millionen phosphoreszirender Funken zu 
entsprühen und in ihm spiegeln sich die rosatrothen Wolken des 
Himmels, die Lichter der regellos über schroffe Bergketten ver- 
streuten Häiuser oder die dunkelrothe Lavagluth, die unheimlich vom 
Vesuve leuchtet. Dazwischen malte er Skizzen aus dem neapolitan- 
ischen Strassenleben, alte, wettergebräunte Schiffer, junge Matrosen 
mit scharfgeschnittenen, wie in Bronze gegossenen Zügen, schöne, 
feurige, braune Weiber, aus deren Augen heisses, südliches Feuer 
blitzt, weiss oder orangegelb angestrichene Häuser, in deren Fenstern 
die Sonne glitzert. Das vVoto alla Madonna del Carminea war das
	        
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