Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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Kircbgang. 
der die heisse Stirn des Geqtiälten streift, verwandelt sich in einen 
kÜSSGIIdCII Mädchenkopf. Nur Neapel konnte einen Künstler hervor- 
bringen, der zugleich so bizarr, so vielseitig und nnzusa1n1ne11- 
hängend, so reich und so seltsam ist. Um ihn schaarten sich die 
jüngern Talente. Eine Feuerseele von stolzer Unabhängigkeit, wurde 
er der Lehrmeister der ganzen jüngern Generation. Er leitete 
sie an, das Meer und die Sonne zu betrachten, die Natur in ihrem 
strahlenden Glanz zu bewundern. Durch ihn ist die Licht- und 
Farbenfreude in die nea olitanische Malerei vekommen, der Farben- 
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jubel, der in so lachenden Akkorden aus den Werken seines Schülers 
Pablo Micheiti tönt. 
Auch Michetti ein vrossartives. laühnes Talent das echte Pro- 
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duct der Wilden Abruzzen vmr ein Tavlöhi1e1's0hi1 wie Morelli. 
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Ein grossei" Herr wurde der Beschützer des früh verwaisten Knaben. 
Aber weder in der Neapelei" Akademie, noch in Paris und London 
hielt dieser lanve aus. Schon 18 6 war er in Neu el zurück und 
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liess sich mitten in den Abruzzen, dicht beim Adriatischen Meer in 
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Francavillzl 
Mare 
Ostona 
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einem 
kleinen 
Nest, 
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man vorbeikommt, dicht bevor man in Brindisi den Orientdzimpfei" 
besteigt. Hier lebt er ohne Contact mit alten Bildern, mitten im 
frischen italienischen Volksleben, und nmlte 1877 das Werk, das 
seinen Ruf begründete, die Corpus-domini Prozession in Chieti, ein 
Bild, das in seiner lebensfrohen, lauten, schreienden Buntheit wie ein 
Feuelwvcrk 
Kunst 
hereinbrach. 
Man 
sieht 
Prozession 
eben 
aus der Kirche herauskommen: Männer, YVeiber, nackte Kinder. 
Mönche, Geistliche, ein Balduchin, Chorknaben mit Weihrauchampeln. 
Greise und Jünglinge, Leute, die uiederknien und Leute, die lachen, 
Weihrauchdztmpf, Sonnenstrahlen, auf den Boden gestreute Blumen,
	        
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