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haben keine Maler mehr, die mit denen der andern Schulen wett
eifern. Es gibt nichts zu berichten aus den Siilen, wo die Italiener.
Spanier und Schweizer hängena Erst auf der Weltausstellung 1867
zeigten sich, nachdem das junge Königreich gegründet war. die
Ansätze zu einer gewissen Erhebung, und heute wimmelt es in Italien
von tüchtigen Malern. Im Künstlerlexikon Angelo de Gubernatfs
sind über 2000 Namen verzeichnet, die zum Thcil auch in Deutsch-
land einen guten Klang haben. wltalia fara da sei: ist auch in der
Kunst der Wahlspruch geworden.
Seine geistreichsten Nachfolger hat Fortuny ist es direkter
Einiiuss oder StammesverxvandtschaftP unter der Künstlerschaft
Neapels gefunden. Die dortige Malerschule zeigte schon im x7. ]ahr-
hundert eine grosse Verschiedenheit von denen des übrigen Italien;
das griechische Blut der Bevölkerung, die wildroinantische Scenerie
der Abruzzen gab ihr ein eigenartiges Gepräge. Südliches Brie,
Lebenslust, Farbe und Wärme waren die Eigenschaften Salvatcn"
Rosas. Luca Giordanos und Riberas, dieser feurigen kühnen Geister.
im Gegensatz zum edlen Formenideal der Römer. Und ein Hauch da-
von scheint noch in ihren Nachkommen zu leben. Auch heute
singt, tanzt und lacht die neapolitanische Malerei in einem Bacchanatl
von Farbe, Lust, Lebensfreude, glühendem Sonnenschein.
Domenico Morelli, ein unruhiger wilder Geist, dessen Biographie
wie ein Capitel aus Rinaldo Rinaldini berührt, ist das Haupt
dieser neapolitanischen Schule. Er wurde am 4. August 1826 in
Neapel geboren und soll in seiner jugend erst Zögling in einem
Priesterseniinar, dann Lehrling bei einem Mechaniker, eine Zcitlang
sogar Facchino gewesen sein. Eine Akademie sah ihn nicht. Er
führte ein Bohemeleben, nährte sich von Brod und Käse, trieb
sich auf wochenlangen NVanderungen, mit Byrons Poesien in der
Tasche, am Meeresufer zwischen Posilippo und Bajae umher, laiimpfte
1848 gegen König Ferdinand und blieb SClIXNTZIWTIFXXILIHClCI auf dem
Schlachtfeld. Erst nach diesen ZwischenHillen seiner Jugend wurde
er Maler und begann 1855 mit dem grossen Bild aDie lkonoklastenk,
dem 1857 ein TzlSSO, 1858 ein aSaul und Davida folgte. Biblische
Bilder blieben auch später sein Gebiet, und er ist in Italien der
einzige, der diese Stoffe von ganz neuen Gesichtspunkten be-
handelte, sie mit eigentümlich exaltirtem, phantastischem Geist er-
füllte. Eine Madonna, die ihr Kind in Schlaf wiegt, während ihr
Gesang von einer Legion Chertibim auf Instrumenten begleitet wird,