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Italien.
IE Sonne Italiens ist nicht blasser geworden; der Golf von
D Bajae leuchtet im alten Glanz; die gewaltigen Eichen von
Lariccia wuchern noch fort und die Wunder Michelangelos
und Tizitttis hängen noch immer in den Museen nur die Malerei
Italiens hat nichts mehr von der hehren Majestät, der im I6. jahr-
hundert die Welt zu Füssen lag, sie ist kleinlich geworden, weltlich,
frivol. Diese Betrachtung zieht sich durch die meisten Besprech-
ungen moderner italienischer Bilder als tadelnder Kehrreim, während
es richtiger wäre, aus der Verschiedenheit von den Alten ein
Lob für die Modernen abzuleiten. Das lebende Italien mit dem
der Vergangenheit vergleichen, den Malern der Gegenwart_immer
die grossen Genien von einst als warnende Gestalten vor Augen
halten, hiesse sie zur Unbeweglichlteit, zur Copistettthätiglaeit ver-
dammen. Es ist ein Zeichen von Kraft und Selbstgefühl, dass sie,
statt ihre grossen Meister zu copiren, auf eigene Kosten eine neue
originelle Schule gründeten, dass selbst in diesem Lande, wo der
Künstler durch die Fülle alter Meisterwerke erdrückt wird. sich
die Malerei ihren eignen Stil zu schaffen wusste. Italien ist nicht
mehr kirchlich, nicht mehr piipstlich, sondern ein weltliches.
modernes Land, eine neue Nation geworden. Das spiegelt sich
in den italienischen Bildern. Sie sind lustig und lebhatft wie das
italienische Volk. Und diese Freiheit erkämpft zu haben, ist das
Verdienst der lebenden Generation. Noch bei der Weltausstellung
1355 itanntc Edmond About in seiner sVoyage 21 travers Texposition
des Beaux-Artsk Italien sdas Grab der MÄICIÜIK. Er erwähnt ein
P2131" Piemonteser Professoren; über Florenz, Neapel, Rom fand er
ltichts zu sagen. Und Venedig? fragt er zum Schluss. wVenedig
hegt in Oesterreichß Die Londoner Weltausstellung 1862 ergab
ltein günstigeres Urtheil. Der Bericht W. Bürgers lautet gleich trost-
los wie der Abouts. wDZIS berühmte Italien und das stolze Spanien