XXXV.
SPANII
lauf, da er über seine Bilder bald einen feinen Hautgout duftiger
Rococograzie a la Chaplin breitete, bald sich mit Geschick und Ge-
schmack in symphonischen Parforcetouren a la Carolus Duran erging.
Erinnerlich ist besonders von der Münchener Ausstellung 1883 das
Porträt eines graziösen jungen Mädchens in Roth, das auf einem
carmoisinrothen seidenen Sopha sass und die Füsschen auf einen
dunkelrothen Teppich stellte; von der Pariser Weltausstellung 1889
eine Pierrette, deren Costüm die ganze Scala von Weiss zu Rosa
durchlief. Der Rock war von einem dunkleren, das Mieder von
einem helleren Roth, unter dem grauseidenen Unterrock lugte ein
hellrosarother Strumpf hervor; über den Schultern lag ein weisser
Schwanenpelz, Weisse Handschuhe und weissseidene Schuhe mit rosa
Schleifen vollendeten die Toilette. Sein grösstes Bild schilderte das
vEnde eines Maskenballesa. Auf dem Platze vor der Pariser Oper
hielten Droschken mit schlafenden oder rauchenden Kutschern, aus
dem Vergnügungsloltztl strömte, in den glitzerndsten Farben sprühend,
eine Schaar von Pierrots und Pierretten, Harleqtiins und Japanerinnen,
Rococoherren und Türkinnen in den grauen Wintermorgen hinaus,
in den das Gas der Laternen noch ein verscheidendes gelbes Licht warf.
fSelbst diejenigen, die ihren Haupterfolg als Geschichtsmaler
hatten, erscheinen als neue Menschen, wenn sie mit solch pikanten
Kleinmalereien auftreten. Francisco Donzingu in Valencia, als dessen
Hauptleisttmg eine grosse Leinwand w der letzte Tag Saguntsa gerühmt
wird, ist der spanische Meissonier, der mit der ganzen coloristischen
Delicatesse des französischen Altmeisters kleine Reiter vor dem Wirths-
hllllS, Landsknechte in der Osterie, Zeitungsleser und Philosophen
aus der Zeit Ludwigs XV. malte. Benliure y Gil hatte in demselben
Jahr, als er seine sVision im COlOSSGUHM ausstellte, mit zwei bunt-
gefüpfelten kleinen Bildern, einem wMarienmonattr und einer sPreis-
Vertheilting in Valenciae Erfolg, worin geputzte weissgekleidete Kinder
sich inmitten festlich geschmückter Kirchenhallen bewegten. Casadtv.
der Maler der blutigen Tragödie von Huesca. zeigte sich in der sBe-
lohnung des einem Bildchen aus dem 18. Jahrhundert,
als ausgezeichneter Kleinmeister voll Eleganz und Grazie. jimetiez,
dfif Meister des grossen Hospitalbildes, tiberraschte gleichzeitig durch
eine farbensprühende Kapuzinerpredigt vor der Kathedrale von Sevilla.
Emilio Sala y Frances, der sein historisches Meisterstück mit der
eAustreibung der Juden aus Spanien 1493a machte, liebt sonst den
Frühling, südliche Garten mit üppiger Vegetation und zarten Rococo-