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SPANII
nicht nur mit Stalfeleibildcrn das bürgerliche Haus oder das Boudoir
der Schönen, sie erinnert auch in ihren Gemälden an die grossen Epi-
soden der Volksgeschichte, die geeignet sind, zu ruhmreichen Thaten
zu begeistern. Streng, wie der nationale Charakter, forciert sie, dass
der feine Geschmack sich nicht herablasse, das Unanstandige zu
malen. Wir wollen hauptsächlich grosse Gemälde für die Museen;
der Geschäftsgeist ist nicht tinser Meister. Auf solche Weise lebt der
lRuhm Zurbarans, Murillos, Velazqueß in neuem Geiste wieder älklfs.
Das Ergebniss dieser Bemühungen Waren jene Historienbilder,
die auf der Pariser Weltausstellung 1878, der Münchener Inter-
nationalen 1883 und seitdem auf jeder grössern Ausstellung sich zum
höchsten Labsal aller Freunde der Geschichtsilltistration auf wahr-
haft spanischen Flächen ausdehnten. Auf der Pariser Weltausstellung
1878 erhielt Pradilltzs vjohanna die Wahnsinnigee die grosse goldene
Medaille, ein gutes Bild im Sinne von Laurens. Philipp der Schöne
ist todt. Der Leichenzug, der ihm das letzte Geleite gibt, hat auf
einer Landstrasse Halt gemacht, als mit Hatterntlen Haaren, die
Augen stier auf den Sarg gerichtet, der die Reste ihres Gatten
birgt, die unglückliche Fürstin herbeieilt. Die rings knieenden Priester
und Frauen betrachten die arme WVHlIHSlHHigC mit traurigem Mitleid.
Rechts bei einer kleinen Capelle, in der ein Priester eine Todten-
messe hält, ist der Hofstaat gruppirt, links die Batiernschtift, die
herbeigeströmt ist. die Ceremonie zu sehen. Grosse YVachskerzen
brennen, von düsterm Fackelschein ist die Capelle beleuchtet. Das
war Alles sehr gut gemalt, von wohlabgewogener Composition und
eleganter Zeichnung. In München 1883 erhielt er die goldene Me-
dztille für seine wUElDCFgLIbC Granadas 149m, ein Bild, das damals
auf die deutschen Historienmaler grossen Eindruck machte, weil Pra-
dilla darin von der braunen Asphaltmalerei Laurens' zu einer M110-
dernerena Graunialerei übergegangen war, die der Beleuchtung der
Dinge unter freiem Himmel mehr Rechnung trug. Im gleichen
Jahre war Casados grosses Gemälde wDie Glocken von Huesczw mit
dem blutübersclnveinmten Boden, den 1; enthaupteten Körpern und
ebensoviel abgeschlagenen Köpfen eine vielfach bewunderte Schöpfung.
Vera hatte sein von wildem Feuer und Pathos erfülltes Bild der hero-
ischen Vertheidigting von Numancia ausgestellt, Manual Ramirez seine
Enthauptung des Don Alvart) de Luna, mit dem bleichen Kopf, der
von den Stufen heruntergerollt war und den Beschauer so tinheim-
lich anstierte. illloreno Carbnnen: liess in seiner rvBeltehrting des Her-