XXXV.
Spanien.
S war im Frühling 1870, als beim Kunsthändlei" Goupil in
E Paris ein kleines Bild ausgestellt wurde, das sich wLa Vicarim
nannte. Die Hochzeit fand in der Sacristei einer Madrider
Rococoltirche stzitt. Die Wände waren mit LIbgUlDlLISSICH, in Gold und
matten Farben gemusterten Ledertapeten von Cordova bedeckt. Ein
prächtiges Rococogitter schied die Satcristei vom Platiptschitl. Von
der Decke hingen venezianische Lüster herab. Bilder von Märtjjrern.
venezianische Spiegel in ovalen geschnitzten Rahmen, reich ge-
schnörkelte Holzbänke, an der Wand eine Bibliothek von Missalien
und Evangelien in funkelndem Silberverschltiss, rings blanke Marmor-
tische und glitzernde Kohlenbecken das war der Schauplatz, wo
der Ehecontratct tmterzeichnet wurde. Die Costüme waren die aus
Goyats Zeit. Ein alter Elegant heirathet ein schönes armes Mädchen.
Mit aFFectirter Grazie, in tänzelndem Menuettschritt, einen eleganten
Dreispitz unterm Arm, nähert er sich dem Tische, um seine Unter-
schrift an die Stelle zu setzen, die ihm der Escribano mit devoter
Verbeugung bezeichnet. Gekleidet ist er in zartes Lila. Die Braut
trägt ein Weisses, mit geblümten Spitzen besetztes Seidenkleid, im
üppigen schwarzen Haar einen Kranz von Orangenblfithen. YViihrenti
eine Freundin mit ihr spricht, mustert sie mit zerstreuter Aufmerk-
samkeit die niedlichen Bildchen auf ihrem Fächer, dem reichsten, den
sie jemals besass ein sehr pikantes Köpfchen,-mit ihren langen
Wimpern und schwarz Limritntierten Augen. Weiter hinten folgen
die Trauzeugen, zunächst eine junge Dame in gebauschtem Seiden-
kleid von hellstem Rosa. Daneben ein Freund des Bräutigams in"
ltohlgrünem Rock mit langen Schössen, einen schillernden Gurt um
den Leib, an dem ein funkelnder Säbel herabhängt. Das Ganze war
ein wunderbares Fatrbenbouqtiet, worin Töne von venezianischer
Gluth und Kraft neben japanisch zartem Pcrlgratl und einem ver-
schmelzenden neutralen Braun Himmernti nebeneinander standen.